Von allen schlechten Ergebnissen, so befand Werder Bremens Trainer Florian Kohfeldt, sei das 0:0 das am wenigsten schlechte: "Dass wir zu Hause kein Gegentor bekommen haben, lässt uns alle Chancen", sagte er nach einem ganz schwachen Spiel seiner Grün-Weißen im Relegations-Hinspiel gegen Zweitligst 1. FC Heidenheim. Die Ausgangslage für das zweite, für das finale Duell am Montag (20.30 Uhr im Liveticker bei ntv.de) sei nun eben "schwierig, aber nicht dramatisch." Allerdings muss aus Sicht der Bremer, und das ist durchaus dramatisch, nahezu alles besser werden, um den ersten Abstieg seit 40 Jahren zu vermeiden.
Irgendwo zwischen "sehr schlecht" und "katastrophal" ordnete Kohfeldt die Leistung am Montagabend ein und zerlegte dann das, was seine Fußballer im Bremer Starkregen angeboten hatten. "Wir haben von der ersten bis zur letzten Minute nicht das gespielt, was wir uns vorgenommen haben - rein taktisch, rein fußballerisch." Während die Heidenheimer diszipliniert verteidigten, phasenweise früh pressten und sich ein paar wenige, aber gute Chancen erspielten, lief bei Werder tatsächlich gar nichts zusammen.
Von dem offensiven Furor, mit dem sich die Mannschaft am letzten Liga-Spieltag gegen den 1. FC Köln (6:1) in die Saison-Verlängerung gerettet hatte, waren gegen Heidenheim nicht mal Winzigkeiten wiederzufinden. Zögerlich im Spiel nach vorne, fahrig in der Abwehr, schwach im Pressing - die Liste der Verfehlungen, die Kohfeldt vortrug, sie klang nach einem Totalversagen. Ganz so schlimm war's indes nicht, viel besser allerdings auch nicht. Chancen mit dringendem Nachrichtenwert? Eine. In Minute 90 rutscht FCH-Keeper Kevin Müller der Ball aus den Fingern, den dann noch von Josh Sargent abgefälschten Schuss von Leo Bittencourt klärt Marnon Busch noch vor der Torlinie.
Hoffen auf die Auswärtsstärke
Zum GAU für Werder hätte ein Kopfball von Timo Beermann getaugt, der in der 92. Minute ganz knapp am Pfosten vorbeistrich - wobei Torwart Jiri Pavlenka zumindest mal in der richtigen Ecke war. Was den Bremern nun Hoffnung macht, abgesehen davon, dass es eigentlich nur besser werden kann: Zum einen, dass die Mannschaft in dieser Saison auswärts deutlich stärker und erfolgreicher ist als daheim (wobei sich das Ding mit Heim- und Auswärtsspiel durch die Geisterkulisse ja eh etwas verwässert). "Wir können mitnehmen, dass wir sowieso heimschwach sind und jetzt das Spiel auswärts gewinnen", sagte Stürmer Niclas Füllkrug, der mehrfach aufgebracht mit seinem Coach diskutiert hatte, ziemlich trotzig.
Und zum anderen ausgerechnet eine Erinnerung an den Hamburger SV. Vor sechs Jahren war der Erzrivale, der es sich indes mittlerweile in Liga zwei gemütlich machen muss, in seiner ersten Relegation ebenfalls mit einem 0:0 zur SpVgg Greuther Fürth gefahren und hatte dann mit einem 1:1 den Klassenerhalt perfekt gemacht. Für das Duell am Montag fordert Kohfeldt nun "eine brutale Emotion" von seiner Mannschaft.
Die Heidenheimer, die sich den Glauben an die Sensation mit einer "Menge Laufarbeit und Aufwand", so analysierte Trainer Frank Schmidt, verdient hatten, gehen die finale Aufgabe derweil mit einem Maximum an Gelassenheit an: "So wollen wir Fußball spielen, dass Spaß auf dem Feld ist, eine Einheit auf dem Platz ist, dass man in jeder Situation ein Tor machen kann", sagte Schmidt. "Wir drehen nicht durch, es ist noch gar nichts erreicht." Aber eben, aus Sicht der Bremer, auch nicht gar nichts verloren.
Quelle: ntv.de, tno
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