Es gibt Spieler, die arbeiten Fußball - und es gibt welche, die malen ihn. Bekanntermaßen hat der FC Bayern einige der Besten ihres Fachs versammelt, da sind also viele Künstler dabei. Und dann kommt eben auch überproportional häufig etwas überaus Ansehnliches dabei heraus, wenn sie den Ball spielen. So wie in der 16. Minute des DFB-Pokal-Finales, wo eben dieses Treten des Balles so einfach, so lässig aussieht: Freistoß FC Bayern München nach einem Foul von Bayer Leverkusens Edmond Tapsoba an Robert Lewandowski. Der Pole steht gemeinsam mit Joshua Kimmich und David Alaba kurz vor der Strafraumgrenze, er täuscht an, David Alaba macht zwei kleine Schritte und schlenzt den Ball mit viel Gefühl ins obere rechte Toreck. 1:0 für den FC Bayern. Der Weg zum Favoritensieg (4:2) und zum Double ist damit früh bereitet.
Es ist "Präzisionsarbeit mit dem linken Fuß", wie der ARD-Kommentator sagt, gepaart mit einer großen Portion Gefühl. Oder wie der Torschütze nach dem Spiel in der ARD lapidar sagt: "Wir wollten eigentlich was anderes versuchen, dann habe ich mich umentschieden - Gott sei Dank hat das gut geklappt."
Womöglich hoffen sie in München auf weitere Spontaneität des Österreichers. Natürlich zu ihren Gunsten. Denn der Vertrag des 28-Jährigen läuft im kommenden Jahr aus, bislang wollte er sich nicht auf eine Zukunft festnageln lassen. "Gute Frage, über die ich mir im Moment keine Gedanken mache", sagte er kürzlich dem "Kicker" auf die Frage, was denn für einen Verbleib in München spreche. "In den letzten Wochen lag der Fokus auf den sportlichen Aufgaben, daran ändert sich auch in den nächsten nichts."
Hängt Verlängerung mit Thiagos Abschied zusammen?
Derartiges Zögern kennen die Bayern kaum. Wer bei ihnen spielen darf, wer Stammspieler ist, ist meist sehr glücklich und hat keine Eile wegzukommen. Noch dazu, wenn man wie Alaba neunmaliger Deutscher Meister, fünfmaliger DFB-Pokal-Sieger und Champions-League-Gewinner ist. Doch ausgerechnet der Österreicher, der sich in dieser Saison noch unverzichtbarer machte, der jüngst bewies, dass er nicht nur Weltklasse-Linksverteidiger sondern Noch-Mehr-Weltklasse-Innenverteidiger ist, hat keine Eile seinen Vertrag zu verlängern. Nach dem Double-Sieg sagte er zu seinen Zukunftsplänen lediglich: "Heute will ich mal Feiern."
Zögert er, weil er noch lieber weiter vorn im System spielen würde? Seine Lieblingsposition ist im zentralen Mittelfeld, dort, wo er in der österreichischen Nationalmannschaft häufig zum Zug kommt. Beim FC Bayern aber stehen andere vor ihm: etwa Thiago. Nun beschäftigt sich der Spanier offenbar sehr aktiv mit Wechselgedanken, der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge sagte kürzlich, man habe "seriös" mit ihm verhandelt und "ihm alle seine Wünsche erfüllt. Doch es sieht so aus, dass er zum Ende seiner Karriere noch einmal etwas Neues machen möchte."
"Ein absoluter Weltklassespieler"
Wird der Weg also frei für Alaba? Bereiten sie ihm den roten Teppich aus, damit er seine bereits seit 2008 laufende Bayern-Karriere - mit einer halbjährigen Unterbrechung in Hoffenheim - fortsetzt? Schwierig, wenn man wie er so brilliert als Abwehrchef in der Innenverteidigung. Und so probieren sie es vorerst mit der ultimativen Lobhudelei.
"Er ist ein sehr wichtiger Spieler für uns, das Herzstück. Er ist nicht nur ein absoluter Weltklassespieler, sondern auch neben dem Platz wichtig", sagt Trainer Hansi Flick nach dem Finalsieg. "Er ist einer, der die Mannschaft immer wieder motiviert, er ist immer sehr positiv. Ich hoffe, dass wir ihn überzeugen können, bei Bayern München zu unterschreiben."
Die Münchner hoffen darauf, dass sie einen ihrer Künstler halten können. Den, der so schöne und gleichzeitig simpel wirkende Freistöße versenken kann. Der, der die Abwehr organisiert, der das Pokalfinale früh in die für sie richtige Richtung lenkt. Es wäre ein weiterer Sieg, wenn Alaba nun auch noch seine Unterschrift unter einen neuen Vertrag setzt.
Quelle: ntv.de
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