Großbritannien schließt Huawei vom 5G-Ausbau aus

  14 Juli 2020    Gelesen: 787
 Großbritannien schließt Huawei vom 5G-Ausbau aus

Die britische Regierung verpflichtet die Mobilfunkanbieter, ab spätestens 2027 keine Huawei-Technik mehr in ihren 5G-Netzen zu verwenden. Ein Einkaufsverbot soll schon bald gelten.

Der britische Digitalminister Oliver Dowden hatte es Anfang Juli bereits angedeutet, nun macht er es offiziell: Großbritannien schließt den chinesischen Netzwerkausrüster Huawei vom 5G-Aufbau aus.

2027 dürfe es keine 5G-Technik von Huawei mehr in den britischen Netzen geben. Zum Jahresende trete ein Einkaufsverbot in Kraft. Das habe der National Security Council unter Leitung von Premierminister Boris Johnson am Dienstag entschieden.

Den drei großen Providern BT, Vodafone und Three gibt das zwar mehr Zeit als befürchtet. Doch es wird den 5G-Ausbau in Großbritannien dennoch bremsen und teurer machen als geplant. Für den Glasfaser-Festnetzausbau dürfen die Provider schon in zwei Jahren keine Huawei-Technik mehr verwenden.

Boris Johnson war auch intern unter Druck geraten
Noch im Januar hatte die britische Regierung beschlossen, dass Huawei sich unter Einschränkungen am Ausbau der neuen Mobilfunknetze beteiligen darf. Anbieter, die als risikobehaftet gelten, sollten lediglich von Kernbereichen des Netzes ausgeschlossen werden - auch wenn Kern- und Peripherietechnik in 5G-Netzen nicht mehr so trennscharf zu unterscheiden sind wie in bisherigen Mobilfunknetzen.

Mit der Kehrtwende liegt das Königreich nun auf einer Linie mit der US-Regierung. Die hält chinesische Technik in Mobilfunknetzen für ein potenzielles Einfallstor für Spionage und Sabotage, weil Chinas Gesetze die Ausrüster dazu zwingen könnten. Zwischenzeitlich hatte die Trump-Regierung damit gedroht, weniger Geheimdiensterkenntnisse mit Verbündeten wie Großbritannien zu teilen, wenn diese es den USA nicht gleichtun. Gleichzeitig befindet sich die US-Regierung in einem Handelskonflikt mit China und hat im Zuge dessen Sanktionen erlassen, die vor allem Huawei hart treffen - und die wiederum Auswirkungen auf die britische Entscheidung hatten.

Die "Sunday Times" und der "Telegraph" jedenfalls hatten berichtet, das Amt für Cybersicherheit NCSC halte das Sicherheitsrisiko auch aufgrund der US-Sanktionen nicht mehr für kontrollierbar. Huawei werde von der Versorgung mit notwendigen Mikroprozessoren abgeschnitten und müsse daher künftig auf "nicht vertrauenswürdige Komponenten" aus eigener Fertigung oder von Drittfirmen setzen.

Johnson war zudem intern unter Druck geraten: Mitglieder der Konservativen, die China für dessen Umgang mit der uigurischen Minderheit und für das neue sogenannte Hongkonger Sicherheitsgesetz kritisieren, hatten von ihm verlangt, Huawei "aus der Kritischen Infrastruktur des Königreichs" zu entfernen.

Huawei zeigte sich von der Entscheidung am Dienstag enttäuscht. Ein Sprecher sagte: "Bedauerlicherweise ist unsere Zukunft in Großbritannien zum Politikum geworden. Hier geht es um US-Handelspolitik und nicht um Sicherheit." Der Regierungsbeschluss sei eine schlechte Nachricht für "alle Mobiltelefonbesitzer im Königreich".

spiegel


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