Studie: Weltbevölkerung schrumpft ab 2064

  16 Juli 2020    Gelesen: 564
  Studie: Weltbevölkerung schrumpft ab 2064

Aktuell leben etwa 7,8 Milliarden Menschen auf der Erde, die Zahl nimmt stetig zu. Im Jahr 2064 soll einer Studie zufolge damit Schluss sein. Profitieren würde davon vor allem die Umwelt. Für viele Länder bedeutet das zudem große Chancen.

Die Weltbevölkerung soll bis 2100 deutlich weniger stark wachsen als bislang von den Vereinten Nationen vorhergesagt. Laut einem internationalen Forscherteam ist der Höhepunkt im Jahr 2064 erreicht - dann bevölkern 9,7 Milliarden Menschen den Planeten. Danach beginnt die Zahl zu schrumpfen.

Bis zum Ende des Jahrhunderts gebe es voraussichtlich 8,8 Milliarden Menschen auf der Erde - zwei Milliarden weniger als laut aktuellen UN-Prognosen. Die Forschungsarbeit wurde im renommierten Medizin-Fachblatt "The Lancet" veröffentlicht. Aktuell leben etwa 7,8 Milliarden Menschen auf der Erde.

Die Geburtenrate in 183 von 195 Ländern werde so weit sinken, dass die Bevölkerungszahl ohne Einwanderung nicht mehr aufrechterhalten werden könne, schrieben die Wissenschaftler. Mehr als 20 Länder, darunter Japan, Spanien, Italien und Polen, werden der Studie zufolge bis 2100 die Hälfte ihrer Bevölkerung verlieren. Auch das bevölkerungsreichste Land China werde von aktuell 1,4 Milliarden auf rund 730 Millionen Einwohner zum Jahrhundertende schrumpfen.

Wachsen werden der Prognose zufolge hingegen Länder in Afrika südlich der Sahara. Nigeria könnte demnach in 80 Jahren mit 800 Millionen Menschen nach Indien das bevölkerungsreichste Land der Erde werden.

"Wenn Frauen mehr Zugang zu Bildung und Geburtenkontrolle bekommen, entscheiden sie sich im Durchschnitt für weniger als 1,5 Kinder", erklärte der Leiter der Studie, Christopher Murray vom Institut für Gesundheitsmessung und -auswertung (IHME) der Washington-Universität in Seattle, das von der Bill und Melinda Gates Stiftung unterstützt wird.

Die Entwicklung sei eine "gute Nachricht" für die Umwelt, sagte Murray, denn eine kleinere Weltbevölkerung könne die Nahrungsmittelproduktion zurückfahren und den Ausstoß von Treibhausgasen senken. Für Länder in Subsahara-Afrika bringt das dort prognostizierte Bevölkerungswachstum nach Ansicht von Murray wirtschaftliche Chancen mit sich. Für die meisten Länder außerhalb von Afrika dürfte die sinkende Zahl an Arbeitskräften aber "tiefgreifende negative Folgen für die Wirtschaft" haben.

Weltbevölkerung wird im Schnitt noch älter

So sinke die Zahl der Arbeitskräfte in China beispielsweise von rund 950 Millionen heute auf 350 Millionen 2100 - ein Rückgang von 62 Prozent. In Nigeria steige sie hingegen von heute 86 Millionen auf 450 Millionen. Die alternden Gesellschaften müssten daher ihre Sozial- und Gesundheitssysteme reformieren, mahnten die Studienautoren.

Da die Lebenserwartung zudem steige, nehme die Zahl der Menschen, die älter als 80 Jahre sind, von 140 Millionen auf 866 Millionen zu. Mehr als ein Viertel der Weltbevölkerung werde bis zum Jahrhundertende älter als 65 Jahre sein.

Länder mit hohem Einkommen könnten diesen Entwicklungen mit einer flexiblen Einwanderungspolitik und sozialer Unterstützung für Familien mit Kindern begegnen, hieß es in der Studie. Murray warnte davor, dass manche Länder angesichts dieser Prognosen den Zugang zur Geburtenkontrolle beschränken könnten.

Der wesentliche Faktor, warum Murrays Team auf ein deutlich geringeres Wachstum der Weltbevölkerung kommt als die UNO, ist die angenommene Geburtenrate. Während die Vereinten Nationen in ihren Prognosen über das Jahrhundert von einer Geburtenrate von 1,8 Kindern pro Frau ausgehen, wird sie laut den Analysen von Murray und seinen Kollegen auf unter 1,5 Kinder pro Frau fallen. Für eine stabile Bevölkerungszahl ist eine Geburtenrate von 2,1 Kindern pro Frau nötig.

Der Chefredakteur des Journals "The Lancet", Richard Horton, erklärte, die Studie zeige eine radikale Verschiebung der geopolitischen Machtverhältnisse. "Am Ende dieses Jahrhunderts wird die Welt eine multipolare sein, in der Indien, Nigeria, China und die USA die wichtigsten Mächte sind."

Quelle: ntv.de, mba/AFP


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