Möglich sei der Aufbau einer mobilen Rettungsstation sowie der Einsatz eines Spezialflugzeugs zum Transport von Schwerverletzten, berichtet die Deutsche Presse-Agentur. Darüber hinaus habe man angeboten, ein deutsches Marineschiff aus dem Einsatz der UNO-Truppe für den Libanon nach Beirut zu verlegen. Die Antwort der libanesischen Seite stehe noch aus. Bereits nach Beirut gereist ist ein Team des Technischen Hilfswerks.
Expertenkommission soll Ursache prüfen
Inzwischen geht man davon aus, dass im Hafen mehr als 2.700 Tonnen Ammoniumnitrat explodierten, die ohne geeignete Vorsichtsmaßnahmen gelagert waren. Die Substanz war vor Jahren beschlagnahmt worden. Die Sicherheitsmängel waren den Behörden offenbar bekannt. Die Ursache der Explosion soll von einer Ermittlungskommission geklärt werden. Geprüft wird unter anderem der Vorwurf der Fahrlässigkeit.
Bei der Explosion wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums 135 Menschen getötet und etwa 5.000 verletzt. Hunderttausende Menschen sind obdachlos. Außerdem wurden bei der Katastrophe große Teile der im Hafen gelagerten Weizenreserven des Landes zerstört. Die UNO warnt deswegen vor Lebensmittelengpässen. Bereits vor den Explosionen habe der Libanon 80 Prozent seiner Lebensmittel importiert.
Die Regierung rief einen zweiwöchigen Ausnahmezustand für die Hauptstadt aus und stellte mehrere Hafenmitarbeiter unter Hausarrest.
Internationale Hilfe läuft an
Inzwischen ist die internationale Hilfe angelaufen. Zahlreiche Länder schicken Rettungskräfte, Medikamente und Lebensmittel in den Libanon. Der französische Präsident Macron will heute persönlich in den Libanon reisen. Länder aus der Region wie Katar, Kuwait oder Jordanien lieferten Feldlazarette oder medizinisches Material. Selbst das verfeindete Israel bot humanitäre Hilfe an.
„Politische Eliten mitverantwortlich“
Die Politikwissenschaftlerin Bente Scheller sagte im Deutschlandfunk-Podcast „Der Tag“, seit zehn bis 15 Jahren sei ein Staatsversagen im Libanon zu beobachten. Politische Eliten, die aus dem Bürgerkrieg hervorgegangen seien, ignorierten die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger. Es passe ins Bild, dass sich scheinbar niemand um ein so sicherheitsrelevantes Thema wie die Lagerung von hochexplosiven Stoffen gekümmert habe.
deutschlandfunk
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