Die deutsche Fleischproduktion ist im zweiten Quartal infolge der Coronakrise um 49.700 Tonnen zurückgegangen. Dies ist ein Minus von 2,6 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
Am stärksten war der Rückgang mit knapp zehn Prozent in Nordrhein-Westfalen (NRW), wo die Firma Tönnies aufgrund zahlreicher Corona-Infektionen ihren Schlachtbetrieb vorübergehend einstellen musste. Dagegen stieg die Schlachtmenge im größten Erzeugerland Niedersachsen um zwei Prozent auf 417.000 Tonnen an, in Sachsen-Anhalt sogar um 12,9 Prozent auf gut 114.000 Tonnen. Diese Bundesländer dürften mit ihren Betrieben von der Tönnies-Schließung in NRW profitiert haben.
Steigende Nachfrage gibt es weiterhin für Geflügelfleisch, dessen Menge im Halbjahr um 1,9 Prozent zulegte. Rindfleisch war hingegen erneut rückläufig.
Im ersten Quartal war Fleischproduktion noch gestiegen
Auf das erste Halbjahr bezogen, fiel das Minus mit 0,6 Prozent beziehungsweise 22.100 Tonnen Fleisch gegenüber dem Vorjahreszeitraum geringer aus. Noch im ersten Quartal war 1,4 Prozent (27.600 Tonnen) mehr Fleisch produziert worden als im Vorjahr.
Insgesamt wurden in den ersten sechs Monaten in den gewerblichen Schlachtbetrieben in Deutschland 28,9 Millionen Schweine, Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde geschlachtet. Einschließlich des Geflügels erzeugten die Unternehmen knapp 3,9 Millionen Tonnen Fleisch.
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten kritisierte, dass die deutsche Fleischproduktion selbst in der Krise auf dem hohen Niveau der vergangenen Jahre bleibe. Dies sei auch durch ausbeuterische Lebens- und Arbeitsbedingungen für Zehntausende osteuropäische Werkvertragsbeschäftigter erkauft worden, erklärte NGG-Vize Freddy Adjan. Er forderte: "Das vom Kabinett beschlossene Verbot von Werkverträgen und Leiharbeit in der Fleischwirtschaft muss im September ohne Abstriche den Bundestag passieren."
Tönnies hatte kürzlich die Einstellung von tausend Werksarbeitern und den Bau von Wohnungen angekündigt.
spiegel
Tags: