Die Folgen der Corona-Krise kosten Eltern nicht nur Nerven, sondern auch eine Menge Geld und Zeit. Viele investieren in privaten Nachhilfeunterricht, damit ihr Nachwuchs durch den monatelangen Unterrichtsausfall nicht völlig den Anschluss verliert. Wie stark die Nachfrage nach der privaten Unterstützung gewachsen ist, zeigen Berechnungen von Check 24. Das Vergleichsportal hat die Preise für Mathematik-Nachhilfestunden in den zehn größten deutschen Städten gegenübergestellt.
Die Pandemie hat den Berechnungen der Internetplattform zufolge den Nachhilfebedarf weiter verschärft. Das spiegele sich auch in den steigenden Gebühren wider, sagt Felix Vögtl, Geschäftsführer bei Check24 Profis. Demnach müssten Eltern in Deutschland für eine 45-minütige Nachhilfestunde durchschnittlich 21,39 Euro zahlen. "Aufgrund der Corona-Krise und den damit zusammenhängenden Ausfällen von regulärem Unterricht stieg das Interesse für Nachhilfe an und damit auch der Preis", sagt Vögtl. Die Eltern müssen also mehr Geld für die Unterstützung ihrer Kinder auf den Tisch legen als noch im Vorjahr. Eine Nachhilfestunde ist um knapp 2,50 Euro teurer geworden.
Absoluter Spitzenreiter ist das Land Berlin: Private Unterstützung bekommen die Schüler im Durchschnitt hier nicht unter knapp 23 Euro pro Nachhilfestunde. Am günstigsten sind die Preise im Vergleich der zehn größten Städte für Dortmunder Schüler. Für etwas mehr als 17 Euro können Eltern laut Berechnungen des Vergleichportals dort ihre Kinder fördern lassen. Die Gebühren für Nachhilfekurse richten sich allerdings ganz unterschiedlich auch nach Förderbedarf und Bedürfnissen der Schüler.
Bis zu 28 Euro pro Nachhilfestunde
Gruppenunterricht ist in der Regel etwas günstiger. Bis zu 15 Euro kostet laut Zahlen des Bundesverbands Nachhilfe- und Nachmittagsschulen die Förderung in der Gruppe. Die individuelle Betreuung im Einzelunterricht dagegen ist mit bis zu 28 Euro pro Stunde deutlich teurer. In der Corona-Zeit ist das wohl die sicherere Variante, wenn es darum geht, physischen Kontakt mit anderen Kindern möglichst zu vermeiden.
Neben Deutsch und Englisch ist laut Angaben des Vergleichsportals vor allem der Nachhilfebedarf in der Rechenkunde besonders groß. Die Hälfte aller Suchanfragen entfällt auf das Fach. Die Ergebnisse kann auch Cornelia Sussieck, die Vorsitzende des Bundesverbandes Nachhilfe- und Nachmittagsschulen, im Gespräch mit ntv.de bestätigen. "Mathematik ist seit Jahren das Problemfach Nummer eins."
Der weitgehend digitale Unterricht in der Corona-Krise hat viele Schüler nach Schätzungen des Lehrerverbandes nicht erreicht. Homeschooling, fehlende technische Endgeräte und ausfallende Unterrichtsstunden hätten einen Großteil der Kinder und Jugendliche sogar abgehängt. Erhebliche Wissenslücken und Lerndefizite könnten nun die Folge sein.
Da hätte man allerdings schon frühzeitig gegensteuern können, argumentiert Sussieck. "Schon zu Beginn der Corona-Krise haben wir mehrmals den Kultusministerien Vorschläge unterbreitet, unterstützend tätig zu werden. Die Antwort einiger Ministerien sind die sogenannten Sommerschulen oder Lernbrücken gewesen, die große Schülergruppen aus unterschiedlichen Klassen zusammenfassen und über zwei Wochen beschulen sollen, um den verlorenen Unterrichtsstoff nachzuholen." Diese Angebote allerdings könnten erst gar nicht funktionieren, weil die Teilnahme freiwillig sei, so die Bildungsexpertin. Auch der Lehrerverband kritisiert das zögerliche Handeln von Ministerien und Schulträger, die in den Sommerferien Schüler und Schule aktiver auf den Regelbetrieb nach den Ferien hätten vorbereiten sollen.
"Viele Anbieter nicht zertifiziert"
Damit der Nachwuchs im neuen Schuljahr nicht hinterherhinkt, kann es für Eltern zur Herausforderung werden, professionelle Unterstützung zu finden. Denn von Erklärvideos, interaktiven Lernplattformen, Edu-Startups bis hin zu klassischem Einzelunterricht gibt es mittlerweile unzählige Nachhilfeangebote. Ein großes Problem sei die Transparenz, so Sussieck. "Die Krux ist, dass viele Anbieter nicht zertifiziert sind. Auch ist oftmals nicht klar, über welche Qualifikation die Lehrkräfte verfügen."
Es brauche deshalb mehr Kontrolle, die professionelle Nachhilfeinstitute beispielsweise durch die Dokumentation des Unterrichts lieferten. "So können auch die Eltern jederzeit nachvollziehen, was im Nachhilfeunterricht durchgenommen wurde." Der klassische Einzel- oder Gruppenunterricht bietet dahingehend natürlich die Möglichkeit, intensiver auf Förderbedürfnisse und Fragen von Schülern einzugehen. Daneben bieten aber auch Online-Plattformen verlässliche Nachhilfemöglichkeiten an. Dass Kinder und Jugendliche besonders gerne Online-Unterricht nutzen, zeigt eine Studie des Rates für kulturelle Bildung. Mithilfe von Erklärvideos können Kinder und Jugendliche Inhalte bei Bedarf immer wieder abrufen, das macht sie besonders beliebt.
Eine Zertifizierung des Nachhilfeanbieters und ein pädagogischer Ansprechpartner für die Eltern können laut Bundesverband Nachhilfe- und Nachmittagsschulen bei der Auswahl des passenden Privatunterrichtes helfen. Aber auch ein Probemonat bei einem Institut oder einer Online-Lernplattform kann die Entscheidung für den passenden Nachhilfeunterricht vereinfachen.
Quelle: ntv.de
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