Häuserpreise steigen während der Coronakrise stark

  10 Auqust 2020    Gelesen: 489
Häuserpreise steigen während der Coronakrise stark

Der Traum vom eigenen Haus ist seit Beginn der Pandemie teurer geworden. Die Preise kletterten deutlich stärker als bei Eigentumswohnungen. Und in Berlin könnten auf Mieter höhere Nachforderungen zukommen.

Trotz Coronakrise steigen die Immobilienpreise in Deutschland weiter. Im zweiten Quartal (April bis Juni) waren Eigentumswohnungen durchschnittlich 1,3 Prozent teurer als noch zu Jahresbeginn. Im Vergleich zum zweiten Quartal 2019 lag das Plus bei 5,9 Prozent. Das zeigt der aktuelle Wohn-Index des Forschungsunternehmens F+B, der dem SPIEGEL vorab vorlag.

Übertroffen wurde das Plus bei den Eigentumswohnungen diesmal überraschend von den Preissteigerungen für Ein- und Zweifamilienhäuser. Diese verteuerten sich im Vergleich zum Vorquartal um 2,9 Prozent und im Jahresvergleich sogar um 9 Prozent. Das ist insofern ungewöhnlich, als die Preise für Eigentumswohnungen in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren fast immer deutlich stärker gestiegen sind als die für Häuser.

"Angesichts historisch einmalig niedriger Kreditzinsen erscheint es für viele Nachfrager wirtschaftlicher zu sein, anstatt zu mieten, in selbst genutzte Eigentumsobjekte zu investieren", sagte F+B-Geschäftsführer Bernd Leutner. Ob der starke Preisanstieg bei den Einfamilienhäusern auf eine aus der Coronakrise resultierende, erhöhte Nachfrage zurückzuführen ist, etwa weil Familien nach mehr Platz und Gärten suchen, darüber macht der Wohn-Index keine Angaben - auffällig ist der zeitliche Zusammenhang jedenfalls. 

Der F+B-Wohn-Index misst die Miet- und Preisentwicklungen auf dem deutschen Immobilienmarkt. Grundlage für den Index sind laut eigenen Angaben die Angebotsdaten von mehr als 30 Millionen Objekten in ganz Deutschland.

Anders als die Kaufpreise sind die Mieten schon in den vergangenen zwei Jahren kaum noch gestiegen. Auch im zweiten Quartal ging es bei den Neuvertragsmieten nur minimal nach oben. Im Vergleich zum Vorquartal um 0,4 Prozent und im Jahresvergleich um ein Prozent. Die Bestandsmieten verteuerten sich im Vorjahresvergleich um 1,3 Prozent. "Im Bundesdurchschnitt ist der Mietanstieg somit überschaubar", sagte Leutner. 

Berliner Mietern drohen Rückzahlungen in Millionenhöhe
Dafür könnten die neuerdings zum Teil bezahlbaren Mieten in Berlin zu einem Problem für die Mieterinnen und Mieter werden. Grund dafür ist laut F+B der umstrittene Mietendeckel, der am 23. Februar dieses Jahres in Kraft getreten war. Die verantwortliche Bausenatorin, Katrin Lompscher (die Linke), war Anfang des Monats zurückgetreten - wegen nicht deklarierter Bezüge in Höhe von jährlich rund 8000 Euro. 

Sollte das Verfassungsgericht den Mietendeckel kippen, drohen vielen Mietern in Berlin laut F+B hohe Nachzahlungen. Wegen der weiter ungeklärten Rechtslage gebe es derzeit einen zweigeteilten Mietmarkt in der Stadt. Auf der einen Seite stünden "Schattenmieten", also "die vielfach noch vereinbarten Marktmieten", die in der Regel über dem Preis des Mietendeckels liegen. Und auf der anderen Seite die dem Mietendeckel entsprechenden, "offiziellen" Mieten. Das Forschungsunternehmen habe die inserierten Mietwohnungen vor und nach Inkrafttreten des Gesetzes analysiert und "die Existenz von zwei Mietangaben in ein- und derselben Wohnungsannonce beobachtet". Damit sei vielfach der Hinweis verbunden, "dass sich der Vermieter die rückwirkende Nachforderung der Differenz zwischen Mietendeckelmiete und Marktmiete vorbehält". Dem müsse der Mieter im Mietvertrag zustimmen. 

Die Differenz ist laut F+B "eklatant". Bei 3133 Wohnungen, die zwischen dem 23.2.2020 (Inkrafttreten des Mietendeckels) und dem 30. Juni angeboten wurden, geht F+B von einer gedeckelten Durchschnittsmiete in Höhe von 7,05 Euro pro Quadratmeter aus. Die Marktmiete der Wohnungen läge im Durchschnitt aber bei 13,63 Euro pro Quadratmeter. Eine Kluft von 6,58 Euro. Bei einer durchschnittlichen Wohnungsgröße von 60 Quadratmetern wären das monatlich insgesamt 1,2 Millionen Euro. 

"Je länger sich die Entscheidung hinzieht, umso größer sind die drohenden Nachforderungen", sagt F+B-Geschäftsführer Leutner. Gleichzeitig würden die Beträge aber auch die Vorteile durch die neue gesetzliche Regelung für die Mieter zeigen. 

Eine rasche Klärung dürfte jedenfalls im Interesse aller Beteiligten sein.

spiegel


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