Namibias Präsident Hage Geingob hat ein Entschädigungsangebot der Bundesregierung zur Wiedergutmachung der Kolonialverbrechen in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika abgelehnt. Die von Deutschland vorgeschlagenen Entschädigungen seien für seine Regierung "nicht akzeptabel", erklärt Geingob. Er habe seinen Sondervermittler Zed Ngavirue damit beauftragt, die Verhandlungen mit der Bundesregierung fortzusetzen, um ein "überarbeitetes Angebot" zu erzielen.
Berlin und Windhoek verhandeln seit 2015 über eine Vereinbarung, die neben einer offiziellen Entschuldigung Deutschlands für die Kolonialverbrechen auch Zusagen für Entwicklungshilfen enthalten soll. Vor der Veröffentlichung von Geingobs Erklärung war der namibische Präsident von seinem Sondervermittler über den Stand der Verhandlungen informiert worden.
Zum genauen Inhalt des deutschen Angebots äußerte sich die Regierung in Windhoek nicht. Auch die Bundesregierung reagierte zunächst nicht auf eine entsprechende Anfrage.
Streit über Reparationsbegriff
Strittig ist unter anderem die Bezeichnung der Entschädigungen als "Reparationen". Geingob erklärt, die Bundesregierung lehne die Verwendung des Begriffs weiterhin mit der Begründung ab, dass dieser auch bei den Verhandlungen Berlins mit der israelischen Regierung über Wiedergutmachungen für Holocaust-Opfer vermieden worden sei.
Einen von der Bundesregierung vorgeschlagenen Alternativbegriff lehnte wiederum Geingob ab. Die Terminologie werde daher weiter Gegenstand der Verhandlungen bleiben, erklärte Namibias Staatschef.
Zwischen 1904 und 1908 waren unter der deutschen Kolonialherrschaft im heutigen Namibia Zehntausende Angehörige der Volksgruppen Herero und Nama durch deutsche Truppen getötet worden. Historiker bewerten die Massaker als ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts. Deutschland hat eingeräumt, dass es während der Kolonialherrschaft Gräueltaten gegeben hat. Eine offizielle Entschuldigung oder eine Entschädigung dafür gibt es bisher aber nicht.
Quelle: ntv.de, chf/AFP
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