Über Monate hatte es keine neuen Coronafälle gegeben, der Alltag war weitgehend zurückgekehrt. Mit einem harten Einschreiten und konsequenten Einreiseverboten schien Neuseeland im Kampf gegen eine Ausbreitung des Coronavirus weltweit eine Vorbildrolle einzunehmen. Nun allerdings gibt es einen neuen Ausbruch - und das Land ergreift wieder radikale Schritte.
Neuseeland verschiebt wegen der Corona-Pandemie die Parlamentswahl um vier Wochen auf den 17. Oktober. Das teilte Premierministerin Jacinda Ardern am Montag mit. Sie begründete ihre Entscheidung mit der jüngsten Änderung der Alarmstufe im Kampf gegen Covid-19, wie ihre Labour Partei via Facebook mitteilte. Diese Entscheidung gebe den Parteien und der Wahlkommission genügend Zeit, die Wahl zu planen. Die Wahl sollte ursprünglich am 19. September stattfinden.
Ardern hatte am Freitag eine Verlängerung des Corona-Lockdowns in der Millionenmetropole Auckland um zwölf Tage angekündigt. Die neuen Einschränkungen waren zuvor am Mittwoch zunächst für drei Tage verhängt worden, nachdem in der Stadt vier Mitglieder einer Familie positiv auf das Virus getestet worden waren.
Neuseeländische Medien berichteten, dass ein Mann um die 50 Jahre Symptome gezeigt hatte. Ein Test am Montag vergangener Woche und ein weiterer am Dienstag fielen demnach positiv aus. Bei den drei weiteren Personen handelt es sich offenbar um Mitglieder seiner Familie. Wie und wo sie sich angesteckt haben, ist bisher unklar.
Das Gesundheitsministerium meldete zudem vier weitere wahrscheinliche Fälle vor Ort. Diese stehen demnach im Zusammenhang mit den vier gemeldeten Neuinfektionen in Auckland. Man habe die Kontaktverfolgung aber bereits aufgenommen.
In dem Pafizikstaat waren zuvor über 100 Tage lang keine lokalen Infizierungen bestätigt worden. Damit galt Neuseeland als einer der erfolgreichsten Staaten im Kampf gegen Sars-CoV-2. Seit Beginn der Pandemie wurden in dem Inselstaat 1622 Fälle bestätigt, 22 Menschen starben laut Johns Hopkins Universität in Verbindung mit einer Covid-19-Erkrankung.
Die ersten Maßnahmen schienen den erwünschten Erfolg zu haben
Neuseelands Regierung hatte schon im März – weniger als einen Monat nach der Einschleppung des Virus in das Land – mit einem Lockdown der Höchststufe vier reagiert. "Mitte März, als das Land rund hundert Fälle und keine Toten hatte, sind wir von einer Strategie der Unterdrückung zu einer der Eliminierung übergegangen", sagte Michael Baker, der Architekt der Corona-Strategie des Landes, Anfang Juni dem SPIEGEL.
Das habe einen strengen vierwöchigen Lockdown bedeutet sowie zwei weitere Wochen in etwas abgeschwächter Form. Die Menschen sollten dabei möglichst nur zum Einkaufen und für medizinische Notfälle ihr Haus verlassen. Sport und Spaziergänge waren erlaubt, aber nur im eigenen Viertel.
spiegel
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