Honig - als Erkältungsmittel

  20 Auqust 2020    Gelesen: 1062
Honig - als Erkältungsmittel

Wenn der Hals schmerzt, kann auch ein altes Hausmittel eine gute Idee sein. Ein Studienüberblick zeigt jetzt: Honig lindert Husten erfolgreicher als übliche Medikamente.

Wenn es im Hals kratzt und Husten einen plagt, denkt aktuell wohl jeder als erstes an das Coronavirus. Und als zweites vielleicht, was am besten gegen Halsweh und Hustenreiz hilft, ganz unabhängig davon, ob nun das neuartige Sars-CoV-2, ein schon lange kursierendes Coronavirus oder einer der vielen anderen viralen Erreger die Beschwerden verursacht.

In der Apotheke gibt es zahlreiche rezeptfreie Medikamente, die Linderung versprechen, aber nicht unbedingt viel bewirken. Wie wäre es also mit einem Hausmittel? Eine gute Empfehlung ist an dieser Stelle tatsächlich Honig.

Erkältungssymptome effektiver gelindert
Ein Forscherteam um Hibatullah Abuelgasim von der Oxford University Medical School hat sich der Aufgabe gewidmet, den medizinischen Forschungsstand zu Honig und seiner Wirkung in den oberen Atemwegsinfekten zusammenzutragen. Sie fanden immerhin 14 Studien, in denen insgesamt 1761 Teilnehmer und Teilnehmerinnen zufällig zwei verschiedenen Gruppen zugeteilt wurden. Die Probanden der ersten Gruppe bekamen Honig, die Teilnehmer der zweiten eine andere Behandlung beziehungsweise ein Placebo. Diese Studien waren allerdings sehr unterschiedlich.

In den meisten bildeten erkältete Kinder die Probandengruppe, in einigen waren es Erwachsene. In manchen dieser Untersuchungen gab es spezielle Honigsorten, etwa Buchweizenhonig oder Eukalyptushonig, in einem Fall bekamen Kinder Milch mit Honig, in zwei Studien mit Erwachsenen gab es Honig mit Kaffee, in zwei Studien erhielten die Probanden honighaltigen Sirup. In wenigen Studien erhielt die Vergleichsgruppe ein Placebo, meist war der Vergleich eine übliche Behandlung - zum Beispiel Hustenstiller und Schmerzmittel.

Das Fazit im Fachblatt "BMJ Evidence Based Medicine": Honig konnte die Erkältungssymptome effektiver lindern als die üblichen Medikamente, vor allem die Häufigkeit und Schwere von Husten. Allerdings merkt das Team an, dass die Datenlage nicht besonders gut ist, größere, Placebo-kontrollierte Studien wären aus seiner Sicht wünschenswert.

Doch auch ohne solche Untersuchungen halten die Wissenschaftler es für sinnvoll, Honig zumindest auszuprobieren, vor allem, weil unterwünschte Nebenwirkungen kaum zu befürchten sind. Die einzige Ausnahme: Kinder unter einem Jahr soll man grundsätzlich keinen Honig geben. Der Grund: Honig kann, genauso wie Mais- oder Ahornsirup, Bakterien enthalten, die einen sogenannten Säuglingsbotulismus auslösen können - eine lebensbedrohliche Krankheit.

Für ältere Kinder und Erwachsene stellt die Honig-Kur dagegen kein Risiko dar. Das Team um Hibatullah Abuelgasim sieht vor allem eine Chance darin, dass das Hausmittel helfen könnte, die bei viralen Erkältungen unwirksamen Antibiotika zu verdrängen. Die gegen Bakterien sehr effektiven Medikamente helfen nicht gegen Viren - und können Nebenwirkungen mit sich bringen. Trotzdem werden sie zum Teil von Ärztinnen und Ärzten bei Erkältungen verschrieben.

In welcher Dosierung hilft Honig nun gegen Husten und Halsweh? "Wir haben nicht genug Informationen, um eine Dosierung oder eine Einnahmemethode zu empfehlen", schreibt Abuelgasim in einer E-Mail an den SPIEGEL. "Es könnte also am besten sein, wenn Sie den Honig einfach so einnehmen, wie es für Sie am angenehmsten ist."

Honig bei Covid-19?
In einer der Studien, die das Team in ihrer Arbeit zusammengefasst hat, hatten die Autoren indes einen interessanten Rat an Kinderärztinnen -und ärzte: Weil Eltern möglicherweise unschlüssig seien, ob sie Honig tatsächlich rezeptfreien Medikamenten vorziehen sollten, sollten die Mediziner diesen am besten eindeutig verordnen: mit einer genauen Dosierung (zum Beispiel 10 Milliliter), einem Zeitpunkt der Einnahme (eine halbe Stunde vorm Zubettgehen) und einer exakten Angabe des Produkts (beispielsweise Wildblütenhonig). Das könnte das Vertrauen der Eltern in die Wirkung des Honigs stärken.

Umso schöner, dass die aktuelle Studie solche strikten Vorgaben nicht macht, sondern man seinen Löffel Honig gegen Husten auch morgens oder mittags nehmen beziehungsweise dem Kind geben kann - in dem Wissen, dass es zumindest ein bisschen hilft.

Eine Frage, die sich vermutlich viele aktuell stellen, kann die Arbeit allerdings nicht beinhalten: Ist Honig auch bei einer milden Covid-Erkrankung nützlich? Das lässt sich anhand der 14 vor mehreren Jahren durchgeführten Studien leider nicht klären.

spiegel


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