Spezialisten in einem Krankenhaus der sibirischen Großstadt Omsk haben einen Transport des schwer erkrankten russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny nach Berlin verboten. Das teilte seine Sprecherin Kira Jarmisch am Morgen via Twitter mit. Das Transportverbot bedeute "eine direkte Bedrohung für sein Leben", so Jarmisch. Weder gebe es in der Klinik in Omsk eine ausreichende medizinische Ausrüstung, noch hätten die Ärzte bisher eine Diagnose gestellt.
Der Gesundheitszustand Nawalnys auf der Intensivstation des Krankenhauses in Omsk hat sich nach Angaben der Klinikärzte verbessert. Eigentlich sollte Nawalny in Deutschland behandelt werden - wegen des dringenden Verdachts einer schweren Vergiftung. Er wird im Koma künstlich beamtet. Jarmisch erklärte, die Ärzte hätten bisher signalisiert, dass sie einen Transport Nawalnys genehmigen würden. "Deshalb haben wir das in kürzester Zeit organisiert", so die Sprecherin. Nun hätten die Ärzte ihre Erlaubnis im letzten Moment doch noch verweigert. Jarmisch machte dafür den Kreml verantwortlich. Sie rief die internationale Gemeinschaft zum Handeln auf, um den Transport zu erzwingen.
Nach Aussage des Chefs von Nawalnys Anti-Korruptions-Fonds, Iwan Schdanow, hat die Polizei den Ärzten in Omsk außerdem mitgeteilt, dass sie ein "tödliches Mittel" gefunden hätten. Das Gift sei demnach nicht nur gefährlich für Nawalny, sondern auch für seine Umgebung, weshalb das Tragen von Schutzanzügen angewiesen worden sei. Wo genau das Mittel gefunden wurde und welchen Stoff es sich handelt, sagte Schdanow nicht. Nawalnys Team veröffentlichte den Auftritt Schdanows und der Frau des Politikers als Video. Nawalny gilt innenpolitisch als Staatsfeind Nummer eins des Kreml.
Team aus Deutschland auf dem Weg nach Omsk
Jarmysch hatte am Donnerstag bestätigt, dass die Familie internationale Angebote für eine Behandlung Nawalnys im Ausland bekommen habe - ohne Details zu nennen. Sie begründete eine Verlegung mit der nicht ausreichenden Ausstattung der Klinik und machte Sicherheitsbedenken geltend. Ein Spezialflugzeug, das Nawalny nach Berlin bringen sollte, ist nach Aussage des Filmproduzenten Jaka Bizilj am frühen Morgen aus Deutschland gestartet. Es sind rund 4000 Kilometer Entfernung zwischen beiden Orten. Demnach befindet sich auch ein Team von Medizinern an Bord der Maschine.
Der 44-jährige Nawalny hatte laut Jarmisch am Donnerstag vor dem Abflug von Tomsk nach Moskau einen Tee getrunken. Das Getränk könnte nach ihren Vermutungen vergiftet gewesen sein. Das Flugzeug musste wegen des Notfalls in Omsk zwischenlanden. Der Oppositionelle hatte sich in Sibirien zu einer politischen Reise aufgehalten, um die Regionalwahlen im September vorzubereiten. Er warb dort für seine Strategie einer so bezeichneten "klugen Abstimmung", die darauf gerichtet ist, jede beliebige Partei zu wählen - nur nicht die Kremlpartei Geeintes Russland. Er will damit deren Dominanz in Russland brechen.
Quelle: ntv.de, jug/dpa
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