Zudem haben die Lehrkräfte selbst deutliche Defizite in Medienkunde. Darauf deuten Ergebnisse einer Studie hin. Angesichts der alarmierenden Verbreitung von „Fake News“ und Verschwörungstheorien werde es immer wichtiger, Kinder und Jugendliche so fit zu machen, dass sie kompetent mit Nachrichten und ihren Quellen umgehen können, sagen die Studienverantwortlichen.
Der Untersuchung zufolge gab nur gut jeder Dritte (37 Prozent) an, dass der zeitliche Rahmen im Lehrplan ausreichend sei, um den Schülern ein Grundverständnis zur Nachrichtenkompetenz mitzugeben. Zugleich ist vielen Lehrkräften das Thema wichtig: Laut Befragung sagten 55 Prozent, dass die Vermittlung in der Schule von Nachrichtenkompetenz „besonders wichtig“ sei – in den westlichen Bundesländern (60 Prozent) ist der Anteil größer als in Ostdeutschland (39 Prozent). Und insgesamt halten nur fünf Prozent das Ganze für „weniger wichtig“. Klar im Vordergrund stehe dabei die Vermittlung der Fähigkeit, sich in Informationsangeboten orientieren zu können.
Unsicherheiten treten beim Wissen über das Mediensystem in Deutschland auf: So meinten 40 Prozent der Lehrkräfte, Medien hätten die Aufgabe, die Bevölkerung für bestimmte Anliegen zu mobilisieren. Im Osten hätten rund die Hälfte der Lehrkräfte kein großes Vertrauen in die Medien, im Westen seien es 22 Prozent. 19 Prozent bundesweit glaubten, dass viele wichtige Nachrichten verschwiegen würden und nur in sozialen Netzwerken zu finden seien. Gerade in Zeiten von Corona werde gut ausgebildetes Lehrpersonal benötigt, das flexibel auf Informationsbedürfnisse reagiere, hieß es bei der Vorstellung der Ergebnisse.
Lehrer dürfen Bezug zur Lebenswelt der Schüler nicht verlieren
Nach Ansicht des Zentrums für Lehrerausbildung an der Universität Leipzig ist Medienkompetenz in der Ausbildung der Pädagogen noch zu wenig verankert. Zudem werde momentan auch zu wenig in die Fort- und Weiterbildung von Lehrern investiert, sagte Daniel Roß vom Ausbildungszentrum in der Sendung Campus & Karriere im Deutschlandfunk. Gerade in Sachen Medien und Digiatlisierung ändere sich viel in relativ kurzer Zeit. Da müsse ganz besonders darauf geachtet werden, dass Lehrkräfte den Bezug zur Lebenswelt ihrer Schülerinnen und Schüler aufrecht erhielten.
Die Studie wurde im Auftrag der Stiftervereinigung der Presse, zu der auch der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) gehört, erstellt. Das Institut für Demoskopie Allensbach sprach dazu im Frühjahr mit mehr als 500 Pädagoginnen und Pädagogen.
deutschlandfunk
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