Ärmere Bevölkerungsgruppen seien sowohl einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt gewesen als auch von den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Maßnahmen härter getroffen worden, sagte Butterwegge dem Evangelischen Pressedienst. Er sprach sich dafür aus, den Solidaritätszuschlag in einen „Corona-Soli“ umzuwidmen, um die Folgekosten der Pandemie gerechter zu verteilen.
Obdach- und Wohnungslose, Bewohner von Gemeinschaftsunterkünften wie etwa Strafgefangene, Asylbewerber und Werkvertragsarbeiter in der Fleischindustrie seien besonders stark von der Pandemie getroffen worden, betonte der Politikwissenschaftler. Weiter zählte Butterwegge unter anderem Suchtkranke, Prostituierte, Kleinstrentnerinnen und Hartz-IV-Empfänger zu den besonders gefährdeten Gruppen. Er verwies in dem Zusammenhang auf beengte Wohnverhältnisse und sozial bedingte Vorerkrankungen wie Asthma oder Diabetes. Während Büro-Beschäftigte während des Lockdowns im sicheren Home Office weiterarbeiten konnten, sei das für Menschen in schlechter bezahlten Branchen wie etwa bei Straßenarbeitern, in Dienstleistungsberufen sowie in der Pflege nicht möglich gewesen, betonte Butterwegge. Von Kurzarbeit seien außerdem oftmals nicht Abteilungsleiter, sondern ihre geringer bezahlten Mitarbeiter betroffen gewesen.
Der Wissenschaftler kritisierte zudem, dass die staatlichen Hilfsprogramme in der Krise denjenigen zugute kamen, denen es „ohnehin besser geht“. So hätte sich etwa BMW Kurzarbeitergeld und Sozialversicherungsbeiträge vom Staat erstatten lassen können, obwohl das Unternehmen hohe Dividenden an seine Anteilseigner gezahlt hätte.
Butterwegge sprach sich für einen höheren Spitzensteuersatz, eine höhere Körperschaftssteuer und eine Wiedererhebung der Vermögenssteuer aus. „Die Corona-Krise hat gezeigt, dass der Sozialstaat wichtiger ist denn je – der Markt konnte die Probleme nicht lösen.“
deutschlandfunk
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