Bahnfahrer sind einer Charité-Studie zufolge keinem erhöhten Corona-Risiko ausgesetzt. Bei Zugbegleitern im Fernverkehr seien etwas seltener entsprechende Antikörper nachgewiesen worden als bei Beschäftigten ohne Kundenkontakt, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. "Wir müssen weiter achtsam sein, aber es gibt keinen Grund zur Sorge vor Bahnreisen", folgerte Vorstandsmitglied Berthold Huber daraus.
Die Studie dazu ist aber nicht abgeschlossen. Bislang liegen Tests an 1072 Mitarbeitern von Ende Juni und Anfang Juli vor. Darunter waren 600 Zugbegleiter für IC und ICE sowie etwa genauso viele Lokführer und Werkstatt-Mitarbeiter. Bei allen Getesteten sei lediglich ein Corona-Fall eines Werksmitarbeiters registriert worden. Bei den Zugbegleitern hatten 1,3 Prozent Antikörper im Blut - hatten also schon einmal eine Infektion mit dem Virus. In der Vergleichsgruppe ohne Kundenkontakt war der Anteil gut doppelt so hoch.
Auch Klimaanlagen wirken gegen Ansteckungsgefahr
"Ich kann voller Überzeugung sagen, dass Bahnfahren sicher ist", sagte Personenverkehrs-Vorstand Berthold Huber. Die Studie soll im Herbst und auch im Winter fortgesetzt werden. Neben der Maskenpflicht in den Zügen wirken laut Huber auch die Klimaanlagen gegen die Ansteckungsgefahr. Diese seien keineswegs eine Gefahr. Durch die Klimaanlagen werde die Luft alle sieben Minuten in den Waggons ausgetauscht.
Zu der Zeit hatten die Fernzüge nach Bahn-Angaben eine Auslastung von 30 Prozent, halb so viel wie vor der Coronakrise. Weitere Tests an Mitarbeitern sind im Oktober und Februar geplant - in der Erkältungs- und Grippesaison.
Forschungspartner ist die Charité Research Organisation GmbH. Die Tochtergesellschaft des Berliner Universitätsklinikums betreibt Auftragsforschung. Sie war an der Präsentation am Mittwoch nicht beteiligt und äußerte sich bislang nicht zu der Studie. Ziel seien wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse über das Infektionsgeschehen, teilte die Bahn mit.
Insgesamt steige die Auslastung der Fernverkehrszüge langsam und liege derzeit im Schnitt bei etwa 40 Prozent, sagte Huber. Vor einem Jahr betrug sie knapp 60 Prozent.
Allianz pro Schiene: Auch Unfallrisiko fällt zugunsten der Bahn aus
Die Allianz pro Schiene rief in diesem Zusammenhang dazu auf, die Verkehrssicherheit nicht allein auf Corona zu reduzieren. "Wer sich für den Zug statt für den Pkw als Verkehrsmittel entscheidet, reduziert sein Unfallrisiko deutlich", sagte Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene. Laut Sicherheitsvergleich der Allianz pro Schiene seien im Zehnjahreszeitraum 2009 bis 2018 in Deutschland fast 47-mal so viele Menschen pro zurückgelegtem Kilometer in Pkws wie in Zügen gestorben.
spiegel
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