Die Deutschen sorgen sich so wenig wie lange nicht mehr. Das ist das Ergebnis der Umfrage "Die Ängste der Deutschen", die im Auftrag der R+V-Versicherung erstellt wurde. "Viele Sorgen gehen zurück. Deshalb sinkt der Index aller Ängste von 39 auf 37 Prozent und erreicht damit den niedrigsten Wert seit Beginn der Umfrage im Jahr 1992", sagte Brigitte Römstedt, Leiterin der Studie.
Das heißt allerdings nicht, dass es überhaupt keine Ängste mehr gibt. US-Präsident Donald Trump macht den Deutschen die größten Sorgen. 53 Prozent stufen seine Politik als größtes Problem ein - zum zweiten Mal nach 2018. Das sei berechtigt, sagt Professor Manfred G. Schmidt, Politikwissenschaftler an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg. Trump sorge mit seiner Außenpolitik immer wieder für schwere internationale Verwicklungen. "Besonders herausragende Fälle sind dabei die handelskriegsartigen Konflikte mit China und die handels- und sicherheitspolitischen Attacken gegen verbündete Staaten, auch gegen Deutschland." Hinzu kämen der Rückzug der USA aus internationalen Kooperationen und die Konfrontation mit dem Iran.
Wirtschaftsängste nehmen zu
Insgesamt deutlich wird die Sorge vor Wohlstandsverlust. Sie ist sogar erheblich größer als die vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus. Danach fürchtet rund die Hälfte der Bundesbürger eine wirtschaftliche Talfahrt durch die Pandemie. Angst vor einer schweren Erkrankung hat dagegen nur rund ein Drittel. "Nach unseren Erkenntnissen haben die Menschen deutlich mehr Angst davor, dass das Virus ihren Wohlstand bedroht als ihre Gesundheit", sagte Römstedt.
Erstmals seit sechs Jahren ist damit die Furcht vor steigenden Lebenshaltungskosten wieder unter den sieben größten Ängsten. Nach einem Anstieg um acht Prozentpunkte klettert sie von Platz zehn auf Platz Zwei und liegt bei 51 Prozent. Andere Wirtschafts- und Finanzängste kommen hinzu. So befürchtet fast jeder zweite Befragte, dass die deutschen Steuerzahler für überschuldete EU-Staaten zur Kasse gebeten werden (49 Prozent, Platz drei; Vorjahr: 44 Prozent, Platz acht). In die Höhe geschossen ist vor allem die Angst vor einem Konjunktureinbruch: Belegte sie im vergangenen Jahr mit 35 Prozent noch Platz 14, springt sie jetzt nach einem Anstieg um 13 Prozentpunkte an die vierte Stelle der größten Sorgen.
Für die repräsentative Untersuchung werden seit 1992 jedes Jahr rund 2400 Deutsche ab 14 Jahren persönlich befragt. In diesem Sommer lief die Umfrage vom 8. Juni bis zum 21. Juli. Methodisch werden die Teilnehmer gebeten, eine Reihe vorgegebener Themen auf einer Skala zwischen eins (gar keine Angst) bis sieben (sehr große Angst) zu bewerten. Die Umfrage gilt wegen ihres Langzeit-Effekts als kleiner Seismograf der deutschen Befindlichkeiten rund um Politik, Wirtschaft, Umwelt, Familie und Gesundheit.
Quelle: ntv.de, sba mit AFP
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