"Navid hat sein Leben nicht umsonst verloren"

  12 September 2020    Gelesen: 601
"Navid hat sein Leben nicht umsonst verloren"

Die Exekution des iranischen Ringers Navid Afkari hat über die Sportwelt hinaus für Entsetzen und neue Proteste gesorgt. Athleten, Politiker und Verbände sind "schockiert" und "entsetzt".

Trotz scharfer Proteste aus dem Ausland ist Ringer Navid Afkari in Iran hingerichtet worden. Athleten und Verbände zeigen sich geschockt, auch aus der Politik gibt es scharfe Kritik. Die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Bärbel Kofler (SPD), schrieb auf Twitter: "Es ist nicht hinnehmbar, dass rechtsstaatliche Grundsätze ignoriert werden, nur um unliebsame Stimmen zum Schweigen zu bringen. Navids zwei Brüder, noch in Haft, brauchen jetzt unsere Solidarität!" Vahid und Habib Afkari waren zu 54 und 27 Jahren Gefängnis und je 74 Peitschenhieben verurteilt worden.

Zuvor war der 27-Jährige in der südiranischen Stadt Schiras hingerichtet worden. Nach Angaben der iranischen Justiz soll Afkari bei einer Demonstration 2018 in Schiras einen Sicherheitsbeamten getötet haben. Er habe die Tat gestanden, hieß es. Der Sportler, seine Familie und Menschenrechtsorganisationen sagten, das Geständnis sei durch Folter erzwungen worden.

Der dreimalige Ringer-Weltmeister Frank Stäbler sagte: "Ich bin zutiefst geschockt und traurig." Der frühere Top-Ringer Alexander Leipold schrieb bei Instagram: "In tiefer Trauer und völligem Unverständnis."

Das Internationale Olympische Komitee hat die Hinrichtung des iranischen Ringers Navid Afkari als "sehr traurige Nachricht" bezeichnet. Das IOC sei "geschockt", hieß es in einer Mitteilung. IOC-Präsident Thomas Bach habe zuletzt in Briefen Gnadengesuche an Irans oberster Führer Ajatollah Ali Khamenei sowie den iranischen Präsidenten Hassan Rohani gerichtet, auch wenn er die Souveränität des Landes respektiere. Es sei "zutiefst verstörend", dass alle Proteste von Sportlern und die Bemühungen internationaler Verbände nicht zum Ziel geführt hätten.

Afkaris Anwalt Hassan Younesi war offenbar vorab nicht über die bevorstehende Hinrichtung informiert worden. Zudem habe auch ein Verurteilter laut Gesetz das Recht, vor der Hinrichtung seine Familie zu sehen: "Waren sie so sehr in Eile, dass sie Navid seinen letzten Besuch verwehren mussten?", fragt er auf Twitter. 

Auch der Verein Athleten Deutschland zeigte sich "zutiefst betroffen und schockiert. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie, den Angehörigen und Freunden".

Brendan Schwab, Geschäftsführer der World Players Association, schrieb: Wenn die "glaubwürdigen und herzzerreißenden Berichte" wahr seien, "sind wir entschlossen, dafür zu sorgen, dass Navid sein Leben nicht umsonst verloren hat".

Die Sportlervereinigung Global Athletes schloss sich den Worten an: "Die Hinrichtung von Navid Afkari ist ungerecht und eine klare Verletzung der Menschenrechte. Navid hat sein Leben nicht umsonst verloren. Sportler werden diese ungerechte Tat weiterhin verurteilen." Geschäftsführer Rob Koehler nahm die olympische Gemeinschaft und damit das IOC in die Pflicht: "Taten werden lauter sprechen als Worte."

spiegel


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