Post stellt Zustellung am Montag infrage

  14 September 2020    Gelesen: 458
Post stellt Zustellung am Montag infrage

Briefe könnten womöglich schon bald nur noch fünfmal statt sechsmal die Woche zugestellt werden. Die Deutsche Post hat sich offen für diese Pläne gezeigt - ausgerechnet während der Tarifgespräche.

So manchem, der montags beim Blick in den Briefkasten nur Leere vorfindet, dürfte die Überlegung schon wie eine Realität vorkommen: Die Deutsche Post denkt darüber nach, Briefe an private Adressen nur noch an fünf statt sechs Wochentagen zuzustellen. Für das Unternehmen stelle sich die Frage, "ob wir in Deutschland am Montag eine flächendeckende Briefzustellung brauchen", sagte Vorstandsmitglied Tobias Meyer der Zeitung "Die Welt".

"Eine Firmenzustellung mit Briefpost ist an dem Wochentag sicher sinnvoll", sagte Meyer, "aber bei privater Post ist das fraglich". Meyer ist als Vorstand für das Brief- und Paketgeschäft zuständig. Geregelt werden die Zustellungstage in der Post-Universaldienstverordnung, die gerade zur Novellierung ansteht.

Ende 2019 hatte bereits die Monopolkommission die Umstellung von einer sechstägigen auf eine fünftägige Zustellung vorgeschlagen: In vielen europäischen Märkten sei dies bereits Usus. Ferner hätten es Wettbewerber so leichter, mit der Post zu konkurrieren.

Weniger Briefe, mehr Pakete
Der Deutschen Post zufolge fallen an Montagen weniger als zwei Prozent der wöchentlichen Sendungen an. Und während die Zahl der Briefsendungen auch insgesamt stark sinkt, nimmt das Paketvolumen durch zunehmenden Onlinehandel zu.

Bisher erfüllt die Post ihre grundgesetzlich geschützte Aufgabe zur flächendeckenden, angemessenen und ausreichenden Dienstleistungen noch an sechs Tagen die Woche. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier plant bereits seit längerem eine Novelle des Postrechts, will Verbraucherrechte stärken - und prüft, Briefe nur noch an fünf Tagen die Woche austragen zu lassen.

Widerstand gegen diese Pläne des CDU-Politikers kam unter anderem von den Gewerkschaften, die dadurch Arbeitsplätze in Gefahr sehen. Das Thema Zustellung könnte folglich auch in den derzeit laufenden Tarifgesprächen für die rund 140.000 Beschäftigten der Deutschen Post eine Rolle spielen. In der vergangenen Woche beteiligten sich nach Gewerkschaftsangaben Tausende Beschäftigte über vier Tage hinweg an Warnstreiks im gesamten Bundesgebiet.

Die Gewerkschaft Ver.di fordert eine Lohnerhöhung von 5,5 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Meyer sagte im "Welt"-Interview dazu, ein derart hoher Abschluss wäre "verantwortungslos". Ver.di dürfe nicht ausblenden, dass die Post im ersten Halbjahr in der Briefmenge mit elf Prozent ihren bislang stärksten Einbruch erlebt habe.

Es könnte jedoch noch weitere Probleme mit der Zustellung geben: Die Beschwerden bei der Bundesnetzagentur jedenfalls haben stark zugenommen. Immer mehr Bürger klagen schriftlich über Briefe, die nicht ankommen, falsch zugestellt werden oder zerstört sind.

spiegel


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