Lindner kämpft gegen Chauvinismus-Vorwurf

  20 September 2020    Gelesen: 405
Lindner kämpft gegen Chauvinismus-Vorwurf

Unglückliches Versehen oder billiger Witz auf Kosten einer Frau? Als Christian Lindner auf dem FDP-Parteitag die von ihm abgesägte Generalsekretärin Teuteberg verabschiedet, erntet er Lacher für eine vermeintlich anzügliche Anspielung. Das Netz tobt, Lindner fühlt sich missverstanden.

Rund 70 Minuten hatte sich der FDP-Vorsitzende Christian Lindner Zeit genommen, um auf dem Parteitag in Berlin noch einmal seine liberalen Truppen hinter sich zu versammeln. Sein Posten stand zwar nicht zur Debatte, aber die FDP hat bisher ein schwieriges Jahr durchlebt und mit 2021 ein Schicksalsjahr vor der Brust. Schließlich droht Umfragen zufolge ein Rauswurf aus dem Bundestag. Vor diesem Hintergrund gilt auch der einst so strahlende Lindner als angezählt, zumal er sich zuletzt wiederholt dem Vorwurf ausgesetzt sah, an der FDP-Spitze eine One-Man-Show abzuliefern und keine Vielfalt zuzulassen.

Gerade deshalb dürfte Lindner die relativ wenigen Sätze zur von ihm vorangetriebenen, vorzeitigen Ablösung von Linda Teuteberg sorgfältig abgewogen haben. Die von Lindner im vergangenen Jahr vorgeschlagene Generalsekretärin wurde am Samstag durch den rheinland-pfälzischen Wirtschaftsminister Volker Wissing abgelöst. Lindner betonte in seinem Abschiedsgruß an Teuteberg, wie sehr er die Parteifreundin schätze und sie als Teil eines starken Teams sehe.

Kunstpause oder Irritation?

Gegen Ende aber kippte die kurze Lobpreisung der Geschassten. Lindner wendete sich an Teuteberg und sagte: "Ich denke gerne daran, Linda, dass wir in den vergangenen 15 Monaten ungefähr 300 mal den Tag zusammen begonnen haben." Als Lindner eine kurze Pause machte und vereinzelt Lacher aus dem Saal zu hören waren, zuckte Lindner, verdrehte die Augen und sagte lächelnd: "Ich spreche über unser tägliches morgendliches Telefonat zur politischen Lage, nicht, was ihr jetzt denkt."

In den sozialen Medien rief die Szene scharfe Kritik hervor, insbesondere beim politischen Gegner. Anna Peters, Bundessprecherin der Grünen-Jugend, warf Lindner via Twitter "Chauvinismus par Excellence" vor. Grünen-Politikerin Renate Künast schrieb: "Ist das schrecklich!". Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Konstantin von Notz formulierte in Anspielung an Lindners Absage an die Jamaika-Koalition: "Es ist besser, nicht Witze zu machen, als falsch Witze zu machen." Der CDU-Abgeordnete Matthias Hauer twitterte unter Anspielung auf das diesjährige FDP-Parteitagsmotto: "#MissionAltherrenwitz statt #MissionAufbruch."

Lindner bittet um Nachsicht

Lindner bestritt in einer Reaktion auf Twitter, absichtlich einen Witz auf Kosten Teutebergs gemacht zu haben: "Ich bitte um Nachsicht: Die Erwähnung der morgendlichen Telefonkonferenz mit der Generalsekretärin war kein Witz - vereinzeltes Lachen hat mich irritiert. Es war also nur eine missverständliche Formulierung. Einmal auf Twitter bitte im Zweifel für den Angeklagten..."

Unter dem Tweet meldeten sich zahlreiche Nutzer und Nutzerinnen, die Lindner das Versehen nicht glauben wollten. Darunter fanden sich auch Twitter-Nutzer, die sich als FDP-Mitglieder ausgaben. Zu sehr schien der Auftritt ein Bild zu bestätigen, dass sich offenbar viele von Lindner gemacht haben. Dieser wiederum dürfte sich selbst ärgern, nachdem er für den Rest seiner Rede viel Zuspruch auf dem Parteitag geerntet hatte. Das Vorhaben, mit neuem Schwung in die Monate vor der Bundestagswahl zu starten, schien geglückt.

Teuteberg selbst verdrehte allenfalls leicht die Augen während Lindners Rede. In ihrer eigenen Ansprache ging sie nicht näher auf die Umstände ihres vorzeitigen Abschieds ein und erwähnte Lindner, mit dem sie zuletzt so oft in den Tag gestartet ist, mit keinem Wort.

Quelle: ntv.de


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