Tichy legt Stiftungsvorsitz nieder

  24 September 2020    Gelesen: 561
Tichy legt Stiftungsvorsitz nieder

Nach Druck aus der Union sowie von Bundesbankpräsident Weidmann legt Roland Tichy den Vorsitz der Ludwig-Erhard-Stiftung nieder. Hintergrund ist ein sexistischer Spruch in seiner Publikation. Der Streit um Tichy hält schon länger an.

Der umstrittene Journalist Roland Tichy gibt den Vorsitz der Ludwig-Erhard-Stiftung ab. Der Herausgeber der rechtspopulistischen Internet-Plattform "Tichys Einblick" reagiert nach Informationen von RTL und ntv auf den wachsenden Druck prominenter Stiftungsmitglieder aus Politik und Wirtschaft.

Zuletzt hatte Bundesbankpräsident Jens Weidmann allen Mitgliedern der renommierten Stiftung geschrieben, die das politische Erbe des zweiten deutschen Bundeskanzlers verwaltet. In dem Brief ruft er zu einem Neuanfang an der Stiftungsführung auf, die seit Langem wegen der rechtspopulistischen Positionen Tichys in der Kritik steht. Intern hat Tichy nun zugesagt, dass er den Stiftungsvorsitz Ende Oktober abgibt, eine Mitgliederversammlung solle dann einen neuen Vorsitzenden wählen.

Auslöser ist eine Kontroverse um sexistische Bemerkungen über die SPD-Politikerin Sawsan Chebli in Tichys Monatszeitschrift "Tichys Einblick". Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und der Vorsitzende der Mittelstandsunion, Carsten Linnemann, hatten bereits angekündigt, sie würden ihre Mitgliedschaft in der Ludwig-Erhard-Stiftung ruhen lassen. Am Mittwoch war die Staatsministerin für Digitales, die CSU-Politikerin Dorothee Bär, aus Protest gegen Tichy aus der Stiftung ausgetreten.

Die CDU-Politiker Spahn und Linnemann teilten in einer Erklärung mit: "Die Ludwig-Erhard-Stiftung ist eine Institution mit langer Tradition und dem Erbe des Namensgebers verpflichtet. Leider ist seit geraumer Zeit eine Debattenkultur von führenden Vertretern der Stiftung festzustellen, die dieser Verantwortung nicht gerecht wird. Das schadet dem Ansehen Ludwig Erhards. Deshalb haben wir uns entschieden, unsere Mitgliedschaft bis auf weiteres ruhen zu lassen."

Bär begründete die Kündigung ihrer Mitgliedschaft im "Handelsblatt" mit "frauenverachtenden und in höchstem Ausmaß sexistischen Äußerungen gegenüber meiner Kollegin Sawsan Chebli" in "Tichys Einblick", einer rechtskonservativen bis rechtspopulistischen Publikation.

In einem Beitrag darin hieß es über Chebli und ihre Bewerbung um eine Bundestagskandidatur, Journalistinnen hätten "bislang nur den G-Punkt als Pluspunkt feststellen können in der Spezialdemokratischen Partei der alten Männer". Dorothee Bär sagte dazu, derartige Ausfälle seien unerträglich und mit den Zielen der Stiftung unvereinbar. "Sofern die Stiftung einen Vorsitzenden hat, unter dessen Federführung solche Texte veröffentlicht werden, kann und will ich sie nicht weiter unterstützen."

Weidmann schreibt in seiner Mail an die anderen Mitglieder der Stiftung, in "Tichys Einblick" sei es "wiederholt zu beleidigenden und verletzenden Äußerungen gekommen, die sich mit den Idealen der Stiftung nicht vertragen und eine negative öffentliche Berichterstattung über die Stiftung ausgelöst haben".

Tichy war bis 2014 Chefredakteur der "Wirtschaftswoche", im selben Jahr wurde er zum Vorsitzenden der Erhard-Stiftung gewählt. 2015 gründete er die Plattform "Tichys Einblick". Streit um seinen Stiftungsvorsitz gibt es schon länger; das Zitat über Chebli hat die Kontroverse nur neu angefacht.

Quelle: ntv.de, hvo/dpa


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