Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die europäischen Länder zu mehr Verantwortung beim Klimaschutz angemahnt. Europa müsse den Praxisbeweis erbringen, dass sich Wachstum von Emissionen und Ressourcenverbrauch entkoppeln lässt, sagte die CDU-Politikerin am Dienstag bei einer Onlinekonferenz im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft.
Die europäischen Industriestaaten seien weltweit ein Vorreiter bei der Entwicklung einer nachhaltigeren Lebensweise, sagte Merkel. Sie müssten daher "in Vorleistung" treten gegenüber weniger industrialisierten Ländern, die aber gerade unter den Folgen des Klimawandels litten. Die Verantwortung für den Klimaschutz trage Europa nicht allein, "aber wie wir mit unserer Verantwortung umgehen, wird von vielen Seiten der Welt genau beobachtet. Es hängt also maßgeblich auch von unserem Beispiel ab, ob andere Länder nun dabei mitziehen oder nicht."
Eine wirklich umfassende Transformation betreffe auch nachhaltige Landwirtschaft und nachhaltige Mobilität. Es gehe um tiefgreifende strukturelle Anpassungen in den Volkswirtschaften. Betroffene Beschäftigte, deren Jobs wegfielen, dürften nicht alleingelassen werden, sagte Merkel mit Blick auch auf den in Deutschland beschlossenen Kohleausstieg bis spätestens 2038. Deutschland unterstütze den Vorschlag der EU-Kommission, die Treibhausgase bis zum Ende des Jahrzehnts um mindestens 55 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren. Dies sei sehr ehrgeizig, aber mit dem Green Deal gebe es einen Wegweiser.
Fridays for Future gehen die Klimaziele nicht weit genug
Aus Sicht vieler Klimaschützerinnen und Klimaschützer leistet jedoch Deutschland bislang noch nicht genug. Die Klimaziele der Bundesregierung sind einer am Dienstag veröffentlichten Studie zufolge nicht mit einer Begrenzung der Erderwärmung auf eineinhalb Grad Celsius vereinbar. Um das Ziel zu erreichen, seien CO₂-Minderungsziele von mindestens 60 Prozent bis 2025 und 85 Prozent bis 2030 im Vergleich zu 1990 nötig.
Die Werte stammen aus einer Untersuchung des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie im Auftrag von Fridays for Future (FFF). Es geht darin um die aus Sicht der Aktivistinnen und Aktivisten nötigen Maßnahmen zur Erreichung des Ziels von CO₂-Neutralität bis 2035 in den Bereichen Energiewirtschaft, Industrie, Verkehr und Gebäude. "Spätestens ab heute kann kein Entscheidungsträger mehr behaupten, nichts von den eigenen klimapolitischen Verfehlungen gewusst zu haben", sagte die Fridays-for-Future-Aktivistin Carla Reemtsma.
spiegel
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