Das sind die spannendsten Senatsrennen

  03 November 2020    Gelesen: 363
  Das sind die spannendsten Senatsrennen

Wie viel Handlungsspielraum der nächste US-Präsident hat, hängt auch von der Mehrheit im US-Senat ab. Deshalb stecken Republikaner und Demokraten viel Zeit und Geld in einige entscheidende Rennen.

Der Senat ist in den USA fast genauso wichtig wie die Präsidentschaft. Verfehlt die Partei, die den Präsidenten stellt, die Mehrheit, kann sie viele wichtige Gesetze nicht durchbringen. Besonders der derzeitige Senatsführer, der Republikaner Mitch McConnell, verhinderte während der Amtszeit von Barack Obama viele Vorhaben, nachdem die Demokraten die Mehrheit im Senat im Jahr 2014 verloren hatten.

Präsident Donald Trump und sein Herausforderer Joe Biden und ihre Parteien stecken also nicht nur viel Geld und Zeit in den Kampf um das Präsidentenamt, sondern auch in die Senatsrennen. Derzeit haben die Republikaner eine Mehrheit von 53 Sitzen, die Demokraten stellen 47 Senatoren. 35 Plätze stehen zur Wahl - die Senatorinnen und Senatoren werden jeweils für sechs Jahre ernannt, alle zwei Jahre wird ein Drittel neu gewählt. Laut dem Statistikportal "Fivethirtyeight" haben die Demokraten in 76 von 100 Szenarien die Chance, die Mehrheit im Senat zu gewinnen.

Colorado
Amtsinhaber: Der Republikaner Cory Gardner wurde 2014 in den Senat gewählt. Er ist Trump gegenüber loyal, zuletzt stimmte er für die umstrittene Berufung von Amy Coney Barrett an das höchste Gericht der USA, den Supreme Court. Als er gefragt wurde, ob er Trump für einen moralisch integren Menschen hält, sagte er: "Ja. Ich wünschte, er wäre genauer, was seine Kommunikation mit den Amerikanern angeht." Noch 2016 klang das völlig anders. Damals sagte er, er könne Trump nicht wählen, weil seine schlechten Eigenschaften jenseits "bloßer moralischer Defizite" lägen.

Herausforderer: Demokrat John Hickenlooper war von 2011 bis 2019 Gouverneur des Bundesstaats. Im Jahr 2019 bewarb er sich als Präsidentschaftskandidat seiner Partei, aber gab vor den Vorwahlen auf. Hickenlooper inszeniert sich als Kandidat der Mitte. Derzeit liegt er laut Umfragen bis zu neun Prozentpunkte vor Gardner, auch der "Cook Political Report" sieht Hickenlooper vorn. Biden liegt laut Umfragen in Colorado mehr als zehn Prozentpunkte vor Trump.

Georgia
Amtsinhaber: David Perdue, ein Republikaner, ist ein Verbündeter von Trump. Perdue wurde 2014 in den Senat gewählt. Bei einer Rallye für den Präsidenten sprach Perdue vor kurzem den Namen von Joe Bidens Vizepräsidentschaftskandidatin Kamala Harris falsch aus. "Kah-ma-la oder Ka-mah-la oder Ka-mala-mala-mala, oder ich weiß nicht, wie auch immer…", sagte er. Demokraten kritisierten das als rassistisch, Perdues Team ließ mitteilen, der Senator habe sich versprochen.

Herausforderer: Der Demokrat Jon Ossoff ist investigativer Journalist und CEO einer britischen Produktionsfirma. Er hat zum Beispiel Dokumentationen über die Terrormiliz "Islamischer Staat" gedreht. Im Jahr 2017 verlor er die Wahl um einen Sitz im Repräsentantenhaus gegen die Republikanerin Karen Handel. In diesem Jahr könnte er Senator werden, in einigen Umfragen liegt er knapp vor Perdue.

Maine
Amtsinhaberin: Die Republikanerin Susan Collins hat sich während ihrer gesamten politischen Karriere als moderate Politikerin positioniert. Sie ist bereits seit 24 Jahren Senatorin. Trump ist für sie ein Problem. Immer wieder hat sie ihn in den vergangenen Jahren kritisiert, zuletzt hat sie gegen die Berufung seiner Kandidatin Coney Barrett an den Supreme Court gestimmt. Vor zwei Jahren allerdings stimmte sie der Berufung des ebenfalls umstrittenen Richters Brett Kavanaugh zu und stellte sich im Amtsenthebungsverfahren hinter Trump. Den Zickzackkurs nehmen ihr Wählerinnen und Wähler offenbar übel.

Herausforderin: Die Demokratin Sara Gideon ist bislang die Sprecherin des Repräsentantenhauses in Maine. Sie profitiert vor allem von den schlechten Beliebtheitswerten ihrer Konkurrentin. In Umfragen liegt sie knapp vor Collins. Laut "Cook Political Report" ist das Rennen offen, beide könnten gewinnen.

Michigan
Amtsinhaber: Der Demokrat Gary Peters ist seit elf Jahren politisch in Washington unterwegs. Bevor er 2014 Senator wurde, war er Abgeordneter des Repräsentantenhauses. Bei der Wahl 2014 gewann er mit einem Vorsprung von 14 Prozentpunkten gegen seine republikanische Gegenkandidatin Terri Lynn Land. Trotzdem könnte die Wahl zwischen ihm und Herausforderer John James in diesem Jahr knapp werden, zeitweise lag Peters laut Umfragen nur einen Prozentpunkt vor James. In den letzten Wochen sind Peters Umfragewerte aber wieder gestiegen, laut "Cook Political Report" hat Peters bessere Chancen, den Sitz zu gewinnen als James.

Herausforderer: John James ist Vorzeige-Republikaner. Er war Hubschrauberpilot bei der Armee, er ist Vater dreier Kinder und Unternehmer, und er ist schwarz. Die Republikaner hoffen, dass James auch Wähler in der schwarzen Bevölkerung ansprechen könnte, die traditionell die Demokraten wählen. Die letzten Umfragen vor der Wahl zeigten James allerdings mit fünf Prozentpunkten deutlich hinter Peters.

Montana
Amtsinhaber: Der Republikaner Steve Daines wurde 2014 in den Senat gewählt. Er verhält sich Trump gegenüber loyal und hat die Reaktion des Präsidenten auf die Coronakrise gelobt. Trump habe das Land "kühn geführt". In Montana liegt Trump fünf bis sechs Prozentpunkte vor Herausforderer Biden. Daines Problem könnte sein Gegenkandidat werden, der beliebte Gouverneur Steve Bullock.

Herausforderer: Der Demokrat Steve Bullock ist seit 2013 Gouverneur von Montana und präsentiert sich als Mann der Mitte, der auch mit den Republikanern zusammenarbeiten kann. Das muss er auch, denn sowohl im Repräsentantenhaus als auch im Senat in Montana haben die Republikaner die Mehrheit. Bullock ist bereits in seiner zweiten Amtszeit, kann also nicht noch einmal als Gouverneur von Montana kandidieren. Laut den letzten Umfragen liegt Bullock ganz knapp vor Daines, laut dem "Cook Political Report" ist das Rennen offen.

spiegel


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