Premier Abiy schickt Militär in abtrünnige Provinz

  04 November 2020    Gelesen: 960
Premier Abiy schickt Militär in abtrünnige Provinz

Premier Abiy trat an, Äthiopien zu einen – nun hat er die Armee in die widerspenstige Tigray-Provinz geschickt. Die dortigen Machthaber liegen seit Längerem im Streit mit der Zentralregierung. Äthiopien droht ein Militärkonflikt.

Das von Friedensnobelpreisträger Abiy Ahmed regierte Äthiopien steht vor einem militärischen Konflikt, der den afrikanischen Vielvölkerstaat destabilisieren könnte. Am Mittwoch ließ Abiy die Armee in die rebellische Tigray-Region entsenden, nachdem die dortige Regionalregierung zuvor eine Militärbasis angegriffen haben soll.

Die Provinz Tigray wird von der Volksbefreiungsfront (TPLF) regiert, die der Regierung in Addis Abeba kritisch gegenübersteht. Am Mittwochmorgen soll die TPLF versucht haben, Artillerie und anderes Militärgerät von einer Militärbasis zu stehlen, erklärte Regierungschef Abiy. "Die rote Linie wurde überschritten", heißt es in dem Statement, die Regierung sehe sich zu einer "militärischen Konfrontation gezwungen".

Der Konflikt zwischen Abiy und der Regionalregierung in Tigray schwelt bereits seit dessen Amtsübernahme: Abiy Ahmed strebt statt eines starken Föderalstaats einen stärkeren Zentralstaat an, die TPLF will sich ihre regionale Unabhängigkeit in Tigray sichern.

Addis Abeba erklärt Wahlen in Tigray für "illegal"
Im September hielt die einst reiche Provinz im Norden von Äthiopien gegen den Willen der Zentralregierung Wahlen ab. Addis Abeba nannte die Abstimmung "illegal", Tigrays Provinzregierung bezeichnete jeden Versuch, die Wahlen zu verhindern, als "Kriegserklärung". Seither werfen sich beide Seiten vor, einen militärischen Konflikt herbeizuführen.

Abiy Ahmed wird seit seiner Wahl 2018 als Reformer gesehen und erhielt unter anderem wegen seiner Befriedungsbemühungen am Horn von Afrika den Friedensnobelpreis. Allerdings sind während seiner Amtszeit ethnische Spannungen und Konflikte wieder angestiegen. Beobachter befürchten, die afrikanische Hoffnungsnation Äthiopien könnte in einen offenen Militärkonflikt rutschen.

spiegel


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