Die Politik hat in der Coronakrise milliardenschwere Hilfsprogramme beschlossen, um Jobs und Firmen zu sichern. Die meisten Familienunternehmen bräuchten aber keine "staatliche Alimentierung", alle aber gute und solide Rahmenbedingungen, um Eigenkapital und Liquidität zu sichern und aufzubauen, sagt Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen.
Gestützt wird diese Aussage durch repräsentative Umfragen der Stiftung Familienunternehmen, die vom Münchner Ifo-Institut für den Jahresmonitor der Stiftung erhoben wurden. Demnach nutzen Familienunternehmen in Deutschland staatliche Hilfsmaßnahmen eher zurückhaltend. Mehr als die Hälfte der Firmen greife auf Kurzarbeit zu, die aus Mitteln der Arbeitslosenversicherung finanziert wird. Steuerstundungen nähmen rund 36 Prozent in Anspruch.
Deutlicher seltener wurden laut der Erhebung mit knapp 19 Prozent indes Soforthilfen genutzt sowie Kredite (10 Prozent) und Mietstundungen (6,8 Prozent). Elf Prozent der Unternehmen leiteten Werks- oder Standortschließungen ein. Für die Studie wurden von Mai bis Juni 2452 Unternehmen befragt. Im Oktober nahmen aus diesem Kreis 1104 Firmen erneut an der Umfrage teil.
Nur wenige Unternehmen wollen Lieferkette verlagern
Um Familienunternehmen widerstandsfähig zu halten forderte Stiftungsvorstand Kirchdörfer eine deutliche Ausweitung der steuerlichen Verlustrückträge. Dies fordert die Wirtschaft seit langem. Unternehmen sollen damit krisenbedingte Verluste mit Gewinnen aus den Vorjahren steuerlich verrechnen können. In der schwarz-roten Koalition ist eine Ausweitung dieses Instruments aber umstritten.
Weiter hieß es in der Studie, die Pandemie habe nicht zu flächendeckenden Verlagerungen von Produktion ins Ausland oder im Inland geführt. Für den bisweilen vermuteten Trend zu einer "Deglobalisierung" der Lieferketten biete die Umfrage keine Belege, heißt es. Eine Verlagerung von Lieferketten nach Deutschland oder ins Ausland planen demnach nur drei beziehungsweise zwei Prozent der Unternehmen. Wichtiger sei für die Unternehmen der Ausbau der Lagerhaltung oder Änderungen des Zuliefernetzes.
Deutsche Familienunternehmen gehören zu den umsatzstärksten der Welt. In ländlichen Regionen mit überdurchschnittlich vielen Familienbetrieben sind zudem Arbeitslosigkeit und öffentliche Verschuldung im Schnitt niedriger - Lehrstellenangebot, Kaufkraft und Bruttoinlandsprodukt pro Kopf dagegen größer als in anderen Regionen.
spiegel
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