Bis 2040 sei mit zwölf Millionen Erkrankten zu rechnen. Deswegen kämpfe unter anderem die DDG für geeignete Präventionsmaßnahmen, sagte Gallwitz, der als stellvertretender Ärztlicher Direktor am Uniklinikum Tübingen arbeitet. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichne Diabetes schon seit Jahren als Epidemie, sagte er. Wie bei Covid-19 gebe es zwar Behandlungsmöglichkeiten, aber anders als bei der Viruserkrankung keine Heilungschancen.
Diabetiker seien nicht zwangsläufig Corona-Risikopatienten, hieß es von der DDG. Laut Gallwitz könne man nicht alle Diabetes-Patienten über einen Kamm scheren. „Vor allem bei jungen Menschen mit Typ-1-Diabetes, die mit ihrer Insulintherapie eine normnahe Einstellung erreichen und noch keine Folgeerkrankungen haben, ist kein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf einer Corona-Infektion gegeben“, sagte Gallwitz.
Für ältere Patienten mit Diabetes Typ 2 und anderen gesundheitlichen Störungen wie Herz-Kreislauf- und Gefäßerkrankungen, Bluthochdruck oder auch starkem Übergewicht sei Covid-19 mit Risiken verbunden. „Bei einer Covid-Infektion kommt es zu einer Entzündungsreaktion im ganzen Körper. Dadurch können noch zusätzliche Gefäßschäden entstehen. Auch das Risiko für Gefäßverschlüsse und Gerinnselbildung wird erhöht“, sagte Gallwitz.
Laut der DDG sind bundesweit mindestens acht Millionen Diabetiker registriert worden. Hinzu kämen schätzungsweise zwei Millionen, die noch nichts von ihrer Erkrankung wissen. Bei einer Corona-Infektion könne das zur Gefahr werden – ebenso wie ein nicht gut eingestellter Diabetes. „Wenn der Stoffwechsel nicht gut unter Kontrolle ist und die Blutzuckerwerte deutlich über der Norm liegen, ist das Immunsystem geschwächt“, sagte der Diabetologe Gallwitz. Dies berge ein erhöhtes Risiko für zusätzliche bakterielle Infektionen in sich wie beispielsweise einen Harnwegsinfekt oder eine Lungenentzündung.
Die DDG hat inzwischen Empfehlungen zur Behandlung von Covid-19-Patienten herausgegeben. Es ist auch zu beachten, dass ältere Patienten mit Covid-19 auch auf Diabetes getestet werden sollten. Außerdem sollten die Blutzuckerwerte regelmäßig geprüft werden, da diese sich zum Beispiel bei einer Kortison-Behandlung ändern könnten. Die Diabetes-Therapie müsse bei einer Covid-19-Behandlung oft angepasst werden, so Gallwitz. „Häufig muss man die Medikamente, die man sonst in Tablettenform nimmt, auf eine andere Therapieform umstellen.“
Zu Beginn der Corona-Pandemie habe es sehr viel Verunsicherung unter Diabetikern gegeben. „Viele Patienten haben ihre normalen Kontrolltermine bei Hausärzten, Diabetologen oder in den Diabetesambulanzen nicht wahrgenommen – aus Sorge, sich anzustecken“, sagte Gallwitz. Zum Teil seien Einrichtungen auch mit anderen Patienten überlastet gewesen. „Das hat dazu geführt, dass Patienten mit Diabetes ambulant nicht so gut versorgt waren wie sonst, das hat sich mittlerweile wieder gebessert“, konstatierte Gallwitz. Er äußerte die Hoffnung, dass die ambulante Versorgung jetzt trotz steigender Fallzahlen aufrechterhalten werden könne. Hier könnten auch telemedizinische Angebote zusätzlich helfen, fügte er hinzu.
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