US-Justizminister William Barr hat etwas gewagt, mit dem man bei Donald Trump im Moment wahrlich nicht punkten kann. Er wies die unbelegten Vorwürfe zurück, bei der Präsidentschaftswahl Anfang November habe es massiven Wahlbetrug gegeben, der wiederum schuld an Trumps Niederlage sei. Er habe keine Beweise für Betrug in einem Ausmaß gesehen, sagte Barr kürzlich in einem Interview, der zu einem anderen Wahlergebnis hätte führen können.
Es war ein offener Widerspruch – ausgerechnet eines Mannes, der in der Vergangenheit als enger Verbündeter des Präsidenten galt.
Entsprechend erbost reagierte Trump in der Folge. Er ließ offen, ob er an Barr festhalten will und nannte das Justizministerium eine »Enttäuschung«. Auf die Frage einer Reporterin, ob er Barr noch vertraue, sagte Trump: »Fragen Sie mich das in einigen Wochen.«
Das Verhältnis der beiden ist offenbar schwerbeschädigt. Nun könnte Barr jedoch selbst Konsequenzen ziehen. Nach übereinstimmenden Medienberichten erwägt der Minister seinen Rücktritt vor dem Ende der Amtszeit von Donald Trump im Januar. Barr könne seinen Rückzug vor dem Jahresende ankündigen, berichtete die »New York Times« am Sonntag unter Berufung auf drei namentlich nicht genannte Personen. Der Nachrichtensender CNN bestätigte mit einer eigenen Quelle Barrs Rücktrittsüberlegungen.
Trump hatte Barr im Dezember 2018 als Justizminister nominiert, nachdem Jeff Sessions auf Bitten des US-Präsidenten seinen Rücktritt eingereicht hatte. Barr habe noch keine finale Entscheidung getroffen, er sei aber keine Person, die Mobbing einstecke und die andere Wange hinhalte, sagte die nicht namentlich genannte Quelle CNN.
Amtsinhaber Trump erkennt den Wahlsieg des Demokraten Joe Biden auch Wochen nach der Abstimmung nicht an und stellt sich als Opfer groß angelegten Wahlbetrugs dar. Belastbare Belege hat er dafür nicht vorgelegt, setzt aber seine Bemühungen, das Ergebnis mit rechtlichen Schritten zu kippen, weiter fort.
spiegel
Tags: