Die Corona-Zahlen in Deutschland steigen wieder deutlich an. Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete am Freitag einen neuen Höchststand bei den bestätigten Neuinfektionen: Die Gesundheitsämter übermittelten demnach 29.875 neue Infektionen innerhalb von 24 Stunden an das RKI.
Seit dem 4. Dezember sei ein deutlicher Anstieg der Fallzahlen zu beobachten, heißt es im Situationsbericht des Instituts. Vor einer Woche noch wurden im Durchschnitt knapp 18.000 Fälle innerhalb von sieben Tagen gemeldet. Aktuell liegt dieser Wert bei mehr als 20.000.
Auch die Zahl der an oder mit dem Coronavirus verstorbenen Menschen erreichte am Freitagmorgen mit 598 einen neuen Höchstwert. Insgesamt gibt es bisher 20.970 registrierte Todesfälle in Zusammenhang mit dem Virus in Deutschland.
Wo infizieren sich die meisten Menschen?
Da die Gesundheitsämter überlastet sind, kann nur bei einem kleinen Teil der Infektionen nachvollzogen werden, wo sich die Menschen angesteckt haben. Das RKI schreibt jedoch von »zahlreichen Häufungen insbesondere in Haushalten und Alten- und Pflegeheimen, aber auch in beruflichen Settings, in Gemeinschaftseinrichtungen und ausgehend von religiösen Veranstaltungen«.
Ein großes Problem ist die steigende Zahl an Ausbrüchen in Alten- und Pflegeheimen. Sie zeigt sich auch in der Altersverteilung der Infizierten. Während die Zahlen in jüngeren Altersgruppen stagnieren oder leicht abnehmen, steigen sie bei der älteren Bevölkerung an. In der vergangenen Kalenderwoche etwa lag die Zahl der bestätigten Neuinfektionen in der Gruppe der über 80-Jährigen bei 325 pro 100.000 Einwohner, Anfang November war der Wert noch bei 171.
Da das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf ab einem Alter von 50 bis 60 Jahren stetig zunimmt, treiben die vielen Infektionen in den hohen Altersgruppen auch die Zahl der Todesfälle und der schwer Erkrankten immer weiter in die Höhe. Die mit Abstand meisten Todesfälle (85 Prozent) ereigneten sich in Deutschland bei Menschen ab 70, besonders groß ist das Risiko in der Gruppe der über 80-Jährigen.
Auch die Zahl der Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen steigt weiter an. Donnerstagmittag meldeten die Kliniken in Deutschland 4339 Patientinnen und Patienten, die so kritisch erkrankt sind, dass sie auf der Intensivstation behandelt werden müssen. Mehr als die Hälfte der Betroffenen (58 Prozent) wird demnach künstlich beatmet.
Im gesamten Zeitraum der Pandemie ist knapp jeder vierte Patient gestorben, der in Deutschland mit Covid-19 auf der Intensivstation behandelt werden musste. Dies geht wie die anderen Daten auch aus Erhebungen der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) hervor.
Von 27.295 registrierten Intensivbetten waren Donnerstagmittag 22.542 (83 Prozent) belegt; 4.753 (17 Prozent) der Betten waren zu diesem Zeitpunkt frei. Vor allem in Bayern und Sachsen kommen in manchen Regionen vier, fünf oder sogar sechs Covid-19-Patientinnen und Patienten auf zehn Intensivbetten.
In welchen Regionen infizieren sich besonders viele Menschen?
Innerhalb Deutschlands existieren große Unterschiede. In den meisten Bundesländern habe sich der Anstieg der Fallzahlen seit dem 9. November verlangsamt und auf hohem Niveau stabilisiert, schreibt das RKI. Es gebe jedoch drei Ausnahmen: In Sachsen-Anhalt seien die Fallzahlen in den letzten Wochen deutlich gestiegen, in Thüringen sehr deutlich und in Sachsen am stärksten.
Mit 313 gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen hat Sachsen mittlerweile deutschlandweit den höchsten Inzidenzwert – vor Thüringen (195) und Bayern (188). Die niedrigsten Werte meldeten Schleswig-Holstein (68), Mecklenburg-Vorpommern (71) und Niedersachsen (79).
Für ganz Deutschland zählte das RKI 156 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen. Das erklärte Ziel von Bund und Ländern ist, diesen Wert auf unter 50 zu drücken. Dadurch könnten Gesundheitsämter Infektionsketten wieder nachverfolgen und Menschen gezielter isolieren, die mit Infizierten Kontakt hatten.
Wie viele Infektionen wurden in Deutschland seit Beginn der Pandemie dokumentiert?
Insgesamt stieg die Zahl der nachgewiesenen Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland auf 1.272.078. Nach Schätzungen sind rund 942.100 Menschen inzwischen von der akuten Infektion genesen. Ein Teil leidet jedoch unter Langzeitfolgen.
Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Donnerstag bei 1,03. Das heißt, dass 100 Infizierte rechnerisch 103 weitere Menschen anstecken. Der Wert schwankt seit einigen Wochen um 1 herum und bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab.
spiegel
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