Für Mittelständler ist die Bürokratie ein größeres Problem als die Coronakrise

  12 Dezember 2020    Gelesen: 740
Für Mittelständler ist die Bürokratie ein größeres Problem als die Coronakrise

Kleine und mittlere Unternehmen hadern einer Umfrage zufolge mehr mit dem Verwaltungsaufwand als mit der Coronakrise – und halten sogar noch ein weiteres Problem für eine größere Herausforderung.

Die staatlichen Hilfen in der Coronakrise sind aus Sicht vieler Mittelständler oft mit zu viel Bürokratie verbunden. Das konstatieren der Bankenverband BVR und die DZ Bank nach ihrer jüngsten Befragung von 1500 kleinen und mittleren Unternehmen.

Die Gelder »sollten den Unternehmen eigentlich möglichst unbürokratisch gewährt werden«, schreiben die Autoren in ihrer Auswertung. »Unsere Umfrage signalisiert jedoch, dass das nicht immer der Fall gewesen sein dürfte: Den Mittelständlern bereitet mitten in der Coronakrise die Bürokratie in Deutschland die größten Sorgen, nicht etwa die Auswirkungen und Nachwirkungen der Krise selbst.« Dabei seien besonders die von den beiden Shutdowns direkt betroffenen Unternehmen »trotz aller Rücklagen zum Überleben auf staatliche Unterstützungsmaßnahmen angewiesen«.

Tatsächlich nennen 68 Prozent der im Herbst befragten Unternehmen Bürokratie als größtes Problemfeld. Bei kleineren Mittelständlern mit höchstens 20 Beschäftigten klagen sogar fast 89 Prozent über zu großen Verwaltungsaufwand. Mit 67 Prozent am zweithäufigsten nennen die Unternehmen den Mangel an Fachkräften als Herausforderung, die Auswirkungen der Coronakrise bereiten 65 Prozent der Firmen Sorgen.

Eine schnelle Besserung ihrer Geschäfte erwarten die Firmen nicht. »Den Mittelständlern geht es aktuell zwar spürbar besser als noch im Frühjahr dieses Jahres. Von einer Rückkehr zur Normalität kann aber noch nicht die Rede sein«, heißt es in der Analyse. Dies gelte umso mehr, da die Datensammlung bereits vor den Beschlüssen zu einem erneuten Herunterfahren der Wirtschaft ab November abgeschlossen gewesen sei.

Immerhin schätzten im Herbst annähernd zwei Drittel der Unternehmen ihre Geschäftslage als »gut« oder »sehr gut« ein. Mehr als ein Drittel der Befragten gab jedoch an, ihre aktuelle Lage sei »eher schlecht« oder »schlecht«. Besonders trüb ist die Stimmung im Metall-, Automobil- und Maschinenbau, wo gut jeder achte Mittelständler die Lage als »schlecht« ansieht.

Trotz der Belastungen der Coronakrise versuchen Mittelständler der Umfrage zufolge ihre Beschäftigten möglichst zu halten, notfalls mittels Kurzarbeit. »Ein nennenswerter Beschäftigungsaufbau ist jedoch für immer weniger Unternehmen ein Thema«, heißt es in der Studie. Zwar planten immer noch gut 17 Prozent der befragten Unternehmen ihren Personalbestand zu erhöhen. Dem stünden inzwischen aber mehr als 15 Prozent gegenüber, die einen Jobabbau erwarten. Dies sei der höchste Wert seit der Finanzkrise 2009.

Auch mit Investitionen halten sich viele Firmen zurück. In der Herbstumfrage signalisierten weniger als 69 Prozent, dass sie in den nächsten sechs Monaten in ihr Unternehmen investieren wollen. Dieser Wert ist damit zum sechsten Mal in Folge zurückgegangen. Noch niedriger lag die Investitionsbereitschaft zuletzt in der Finanzkrise vor mehr als zehn Jahren.

spiegel


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