Millionen Amerikaner verlieren Arbeitslosengeld – und Trump spielt Golf

  28 Dezember 2020    Gelesen: 318
  Millionen Amerikaner verlieren Arbeitslosengeld – und Trump spielt Golf

Der scheidende US-Präsident Donald Trump hat ein milliardenschweres Corona-Paket nicht unterschrieben. Millionen Amerikaner müssen nun ohne Arbeitslosenhilfe auskommen. Selbst Republikaner zeigen sich empört.

Millionen Amerikaner haben am Wochenende ihren Anspruch auf Arbeitslosengeld verloren, weil der amtierende US-Präsident Donald Trump ein Corona-Hilfspaket bislang blockiert. Das von beiden Parteien im Kongress beschlossene Maßnahmenbündel im Umfang von rund 900 Milliarden US-Dollar (etwa 740 Milliarden Euro) sieht unter anderem die Zahlung eines höheren Arbeitslosengelds bis zum März und die Verlängerung bestehender Hilfen vor.

Der gewählte US-Präsident Joe Biden erklärte, es sei unverantwortlich, dass »Millionen Familien« unmittelbar nach Weihnachten wegen Trumps Verweigerungshaltung »nicht wissen, ob sie über die Runden kommen werden«. Trumps verantwortungsloses Handeln werde inmitten der Coronakrise »verheerende Konsequenzen« für das Land haben, warnte Biden am Samstag.

Das Konjunkturpaket sieht vor, dass die meisten Bürger einmalig eine Hilfszahlung in Höhe von 600 Dollar bekommen werden. Trump fordert jedoch unter anderem eine Erhöhung der Zahlung auf 2000 Dollar pro Kopf und weigert sich daher bislang, das Gesetz mit seiner Unterschrift in Kraft zu setzen. Trumps Republikaner im Repräsentantenhaus lehnten eine solche Erhöhung jedoch am Donnerstag ab. Auch im Senat dürfte es dafür keine Mehrheit geben.

Der Entwurf für das Hilfspaket liegt Trump seit Tagen vor. Es fehlt nur noch seine Unterschrift – das Wochenende verbrachte er allerdings damit, Golf zu spielen.

Trumps Verhalten beeinflusst Stichwahl in Georgia
Durch sein unberechenbares Verhalten bringt Trump auch seine Parteikollegen im Bundesstaat Georgia in Schwierigkeit, wie der Nachrichtensender CNN berichtet. Für die republikanischen Senatoren dort geht es am 5. Januar in einer Stichwahl um ihre Posten. Beide haben für das Hilfspaket gestimmt. Einer der Senatoren, David Perdue, hat sogar Anzeigen geschaltet, in denen er Schecks für Bedürftige ankündigte. Dafür wird er nun von seinem demokratischen Herausforderer angegriffen.

»Die Republikaner müssen aufhören, Spielchen zu spielen, während Amerikaner hungern«, forderte die demokratische Senatorin Elizabeth Warren am Samstag über Twitter.

Infolge der Coronakrise bekamen in den USA zuletzt rund 20,4 Millionen Menschen irgendeine Form von Arbeitslosenhilfe, fast 19 Millionen mehr als zur gleichen Zeit 2019. Wegen unterschiedlicher Programme und Fristen gehen Schätzungen davon aus, dass die Hilfen nun für etwa zehn bis zwölf Millionen Empfänger ausgelaufen sind. Sollte später eine gesetzliche Neuregelung in Kraft treten, dürften die meisten von ihnen aber erneut Unterstützung bekommen. Die Arbeitslosenhilfe ist in den USA im Normalfall relativ gering und zeitlich eng begrenzt.

Trotz des Auslaufens bestimmter Corona-Hilfen hat Trump formell noch bis Anfang Januar Zeit, um das Gesetzespaket mit seiner Unterschrift in Kraft zu setzen oder sein Veto einzulegen. Mit dem in zähen Verhandlungen festgezurrten Konjunkturpaket wurde allerdings auch ein Teil des Haushalts der Bundesregierung in Höhe von rund 1,4 Billionen Dollar verabschiedet. Ein Gesetz zur Interimsfinanzierung der Geschäfte wird schon am Montag auslaufen.

Falls Trump das Gesetzespaket bis dahin nicht unterschreiben sollte, müsste die Regierung ihre Geschäfte am Dienstag zunächst aussetzen. Es käme zu einem sogenannten Shutdown. Der Kongress könnte einen solchen Stillstand nur mit dem Beschluss einer weiteren Brückenfinanzierung abwenden.

»In nur wenigen Tagen wird die Finanzierung der Regierung auslaufen, wodurch wichtige Dienstleistungen und Gehälter für das Militär gefährdet sind«, mahnte Biden. Der Demokrat versprach, sich ab seiner Amtseinführung am 20. Januar für ein weiteres Konjunkturpaket einzusetzen, um die Pandemie einzudämmen und die Wirtschaft anzukurbeln.

spiegel


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