Der Messengerdienst Telegram hat binnen 72 Stunden rund 25 Millionen neue Nutzer dazugewonnen. Wie der russische App-Gründer Pawel Durow am Dienstag mitteilte, verzeichnet die Plattform derzeit rund 500 Millionen monatlich aktive Nutzer. Damit rückt Telegram näher an seinen US-Konkurrenten WhatsApp heran, der zuletzt weltweit zwei Milliarden Nutzer zählte.
Ein Grund für den Zulauf könnte sein, dass Konkurrent Whatsapp neue Datenschutzbedingungen eingeführt hat. Die neuen Regelungen sehen vor, dass mehr Daten an den Mutterkonzern Facebook weitergegeben werden dürfen. Die Änderungen haben für Kritik gesorgt, weil Nutzer außerhalb Europas, die den Bedingungen nicht vor dem 8. Februar zustimmen, von der App ausgeschlossen werden.
"Die Menschen wollen ihre Privatsphäre nicht mehr für kostenlose Dienste hergeben", sagte Durow, ohne sich konkret auf Whatsapp zu beziehen. Telegram sei der "größte Zufluchtsort" für diejenigen, die eine private und sichere Kommunikationsplattform suchen, fügte er hinzu. Durow versicherte den Nutzern, dass sein Team "diese Verantwortung sehr ernst nimmt".
Möglich wäre auch ein Zusammenhang mit der Sperrung vieler Accounts bei Twitter, das als soziales Netzwerk jedoch eine etwas andere Funktionalität ausweist als Telegram. Twitter hatte die Kontos von Donald Trump sowie von zehntausenden QAnon-Anhängern von der Plattform verdammt. Gleichzeitig ist der bei Rechtsextremen beliebte Dienst Parler offline, nachdem Amazon die Seite nicht mehr hostet. Viele Nutzer sind also auf der Suche nach Alternativen zum Austausch von Informationen.
Die Messaging-App Telegram wurde im Jahr 2013 von den Brüdern Pavel und Nikolai Durow gegründet, die auch das russische Online-Netzwerk VKontakte ins Leben gerufen haben. Weil Telegram sich weigert, mit Behörden zu kooperieren und Verschlüsselungen weiterzugeben, ist die App unter anderem in Russland verboten.
Facebook hatte Whatsapp im Jahr 2014 gekauft. Damals erklärte der Konzern, dass ein automatischer Datenabgleich zwischen den beiden Diensten technisch gar nicht möglich wäre - eine Falschaussage, für die die EU-Kommission Facebook drei Jahre später eine Millionenstrafe aufbrummte. Die EU-Kommission hatte solch einen Datenaustausch bei der Übernahme ausdrücklich untersagt. Whatsapps neue Datenschutzrichtlinie hat somit in der EU auch keine Gültigkeit - zustimmen müssen EU-Bürger aber trotzdem, wenn sie den Messenger weiter nutzen wollen.
Quelle: ntv.de, ino/AFP
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