Gezieltes Impfen soll Tausende Leben retten

  22 Januar 2021    Gelesen: 367
  Gezieltes Impfen soll Tausende Leben retten

Die nationale Impfstrategie sieht vor, Risikopatienten bevorzugt zu impfen - doch sie müssen sich selbst darum kümmern. Dabei könnte man das Wissen der Krankenkassen nutzen, um diese Menschen gezielt vorzuziehen. So ließen sich 45 Prozent der Todesfälle verhindern, sagt der Chef der Barmer.

Die Krankenkasse Barmer hat eigenen Angaben zufolge ein Impfkonzept erarbeitet, mit dem sich die Zahl der Corona-Toten um 45 Prozent senken ließe. "Es geht um eine möglichst gezielte Einsetzung des knappen Impfstoffs, der noch monatelang knapp sein wird", sagte der Barmer-Vorstandsvorsitzende Christoph Straub der "Bild"-Zeitung. Ziel sei es, die bestehende Impfstrategie der Bundesregierung zu verfeinern. Das werde durch die Patientendaten ermöglicht, die die Krankenkassen haben. Patienten mit Risikoerkrankungen wie Krebs oder psychischen Leiden könnten dadurch gezielt zur Impfung eingeladen werden.

Bislang sieht die von der Ständigen Impfkommission (Stiko), dem Nationalen Ethikrat und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina erarbeitete nationale Impfstrategie vor, die Menschen in drei Gruppen zu impfen. Zuerst sind alle über 80 Jahren an der Reihe, in der zweiten Kategorie Menschen ab 70 und in der dritten alle ab 60. Vorrangig geimpft werden sollen aber auch alle Menschen, die etwa aufgrund bestimmter Vorerkrankungen einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind. "Der Ethikrat, die Leopoldina und die Stiko stellen fest, dass sie innerhalb von Risikogruppen nicht differenzieren können, weil ihnen die Daten fehlen. Den Krankenkassen liegen die Daten aber vor", sagte Straub.

Genau diese Daten sollen eine gezielte Priorisierung innerhalb der Impfgruppen ermöglichen, die bislang nicht in diesem Maße erfolgt. Laut dem Bericht müssen sich bisher Risikopatienten selbst um eine Impfung kümmern und dafür ein Attest vorlegen. Da die Krankenkassen wissen, wer ein erhöhtes Risiko hat, könnten diese Informationen genutzt werden, um Risikopatienten vor Menschen mit geringerem Risiko zur Impfung einzuladen. So könnte man "viel genauer" als in der bisherigen Strategie das Risiko einer einzelnen Person berechnen, sagte Straub. "Mit unserer Verfeinerung ließen sich gegenüber der bisherigen Impfverordnung 45 Prozent der Todesfälle vermeiden", sagte der Krankenkassen-Chef der "Bild"-Zeitung.

Straub ließ demnach die Daten von neun Millionen Versicherten analysieren. Dabei kam unter anderem heraus, dass beispielsweise Blutkrebs und psychische Erkrankungen das Sterberisiko bei Covid-19 um je knapp drei Prozent erhöhen. Das Problem ist derzeit allerdings, dass die Krankenkassen ihr Wissen nicht an die Impforganisation weitergeben dürfen - das verbietet der Datenschutz. "Es müsste entsprechend geregelt werden, dass wir und die anderen Kassen das Modell auf die Datensätze anwenden, die Risikopersonen identifizieren zu dürfen", sagte Straub.

Quelle: ntv.de, vpe


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