Die frühere amerikanische UN-Botschafterin Nikki Haley bricht als eines der wenigen prominenten Mitglieder der Republikanischen Partei öffentlich mit Ex-Präsident Donald Trump. "Er schlug einen Weg ein, den er nicht hätte gehen sollen - und wir hätten ihm nicht folgen und nicht auf ihn hören dürfen", sagte Haley in einem Interview mit der Webseite "Politico". "Und wir dürfen nicht zulassen, dass so etwas jemals wieder passiert." Die 49-jährige Haley, die auch Gouverneurin des Bundesstaates South Carolina war, gilt als mögliche Kandidatin der Republikaner bei der Präsidentenwahl 2024.
Haleys klare Kritik ist bedeutend: Viele Wähler der Republikaner stehen nach wie vor zu Trump. Sein Umfeld drohte bereits damit, Trump-freundliche Kandidaten gegen diejenigen republikanischen Kongressabgeordneten und Senatoren aufzustellen, die sich vom ehemaligen Präsidenten abwenden. Nach Haleys Rücktritt im Jahr 2018 lobte die "New York Times" die Republikanerin als eine der wenigen von Trump ernannten Personen, die ihr Amt "mit weitgehend intakter Würde verlassen kann".
Haley verurteilte speziell, dass Trump seinen Vizepräsidenten Mike Pence am 6. Januar kritisierte, während seine Anhänger im erstürmten Kapitol "Hängt Mike Pence" riefen und nach ihm suchten. "Das widert mich an." Zugleich versuchte Haley, das Verhalten ihres "Freundes" Trump zu erklären: "Wie ich das verstehe, glaubt er aufrichtig, dass ihm Unrecht zugefügt wurde." Sie verglich Trump mit jemandem, der sage, dass Gras blau sei. "Wenn jemand keine Farben unterscheiden kann und das wirklich glaubt, ist das unverantwortlich?" Zugleich räumte sie in dem Interview ein, kein tieferes Verständnis für Trumps Innenleben mehr zu haben: "Ich hätte nie gedacht, dass er sich so entwickeln würde. Ich habe nicht mehr das Gefühl, zu wissen, wer er ist. (…) Die Person, mit der ich zusammengearbeitet habe, ist nicht die Person, die ich seit den Wahlen beobachtet habe", sagte sie "Politico".
Trumps Anwälte weisen Verantwortung zurück
Im Amtsenthebungsverfahren gegen Trump fordern lediglich die Demokraten dessen Verurteilung. Ohne Schuldspruch drohe neue Gewalt wie bei der Erstürmung des Kapitols am 6. Januar, warnten sie zum Abschluss der Beweisführung. Der ehemalige Präsident müsse wegen Anstiftung zum Aufruhr von künftigen politischen Ämtern ausgeschlossen werden, sagte der als Chefankläger auftretende demokratische Abgeordnete Jamie Raskin. "Wenn er wieder ins Amt kommt und es wieder passiert, können wir nur uns selbst die Schuld geben."
Trumps Anwälte und Abgeordnete seiner republikanischen Partei haben jede Verantwortung des ehemaligen Präsidenten für die Erstürmung des Kapitols zurückgewiesen, bei der fünf Menschen ums Leben gekommen waren. Kritiker sagen dagegen, Trump habe mit seinen wochenlangen Wahlbetrugsvorwürfen den Boden für den Vorfall bereitet. Das Verfahren dürfte angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Senat Ende dieser oder Anfang kommender Woche mit einem Freispruch zu Ende gehen. Einer am Mittwoch veröffentlichten Reuters/Ipsos-Umfrage zufolge befürworten 47 Prozent der US-Bürger eine Verurteilung, 40 Prozent lehnen sie ab. Sollte Trump schuldig gesprochen werden, könnte er von allen öffentlichen Ämtern ausgeschlossen werden. Damit dürfte er auch nicht zur Präsidentenwahl 2024 antreten.
Quelle: ntv.de, mau/dpa/rts
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