New York soll Todeszahlen manipuliert haben

  22 Februar 2021    Gelesen: 607
New York soll Todeszahlen manipuliert haben

New Yorks Gouverneur Cuomo gilt nicht nur in den USA als Vorbild im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Doch das Lob - etwa von Top-Immunologe Fauci - war verfrüht. Die Zahl der Corona-Toten ist offenbar deutlich geschönt worden. Nun droht Cuomo ein ähnliches Schicksal wie Trump.

Andrew Cuomo inszenierte sich als Kümmerer, als die Corona-Pandemie im vergangenen Jahr die USA erreichte. Der Gouverneur von New York machte sich zum demokratischen Gegenentwurf des inzwischen auch deshalb abgewählten republikanischen Präsidenten Donald Trump, der Covid-19 verharmloste und so dazu beitrug, dass sich das Virus flächendeckend im Land ausbreitete. Doch es scheint, als habe Cuomos Außendarstellung als "Corona-Held" wenig mit der Realität zu tun. So wenig, dass die Generalstaatsanwältin Leticia James einen vernichtenden Bericht vorlegte, demzufolge Cuomo die Zahl der Todesopfer im Zusammenhang mit Covid-19 massiv geschönt haben soll. Sogar das FBI ermittelt.

Dabei geht es vor allem um Seniorenheime, in denen deutlich mehr Menschen gestorben seien als bisher bekannt. "Die vorläufigen Daten zeigen, dass die Zahl der Verstorbenen in Pflegeeinrichtungen in New York um rund 50 Prozent höher liegt", ist die erste Erkenntnis der Untersuchung. Erst kürzlich war die offizielle Zahl von 8500 auf mehr als 15.000 nach oben korrigiert worden. "Das ist Betrug am Vertrauen der Öffentlichkeit", twitterte Cuomos New Yorker Parteikollege Andrew Gounardes dazu.

Eine an die Öffentlichkeit gedrungene interne Konferenz legt mehr als nur nahe, dass hinter der künstlich klein gehaltenen Zahl vor allem eins steckt: polititisches Kalkül. In dieser Konferenz nennt Cuomos enge Beraterin Melissa DeRosa als Motivation dafür, man habe gefürchtet, Trump würde die echten Zahlen "gegen uns einsetzen", wie die "New York Post" berichtet. Immer wieder hatte sich Cuomo bewusst als Antithese zum Präsidenten aufgeschwungen, der die Pandemie wiederholt verharmlost hatte.

"Wen kümmert es?"

Um diese Trump-Schelte zu vermeiden, sind US-Medienberichten zufolge nur die Todesopfer offiziell angerechnet worden, die auch in Pflegeheimen verstarben. Wer aber (kurz) vor seinem Tod in eine Klinik eingeliefert wurde und dort starb, blieb ungezählt. Cuomo, für seine harschen Reaktionen auf Kritik bekannt und gefürchtet, erklärte dazu Ende Januar noch: "Wen kümmert es, ob sie im Krankenhaus oder im Seniorenheim gestorben sind", am Ende stehe ja schließlich so oder so unverrückbar fest: "Sie sind gestorben." Auch das passt so gar nicht zum Image als Kümmerer.

Entsprechend groß ist die Kritik, und das nicht wie so oft an den Parteilinien entlang - Republikaner und Demokraten sprechen in seltener Einigkeit fast schon mit einer Stimme. Der demokratische Kongressabgeordnete Antonio Delgado fordert nicht nur "Antworten" über diesen Sachverhalt, sondern auch "Verantwortung" - also politische Konsequenzen. Aus beiden Parteien kommen Rücktrittsforderungen, Cuomo könnte sogar das gleiche Schicksal ereilen wie Trump, nämlich ein Amtsenthebungsverfahren.

Mehrere Medien - darunter die "New York Times" - berichten, dass Abgeordnete des Staates planen, Cuomos Machtbefugnisse zum direkten Erlassen von Notfallmaßnahmen einschränken zu wollen. Richard Azzopardi, ein Sprecher des Gouverneurs, tat die Ermittlungen von FBI und Staatsanwaltschaft gegen seinen Chef derweil ab: "Wir wissen, dass die Justizbehörden sich das genauer anschauen" und "wir kooperieren". Der ortsansässigen Zeitung "Times Union" zufolge habe er die Frage nicht beantwortet, ob Mitglieder der Regierung aussagen mussten oder vorgeladen wurden.

Erst das Ego, dann die Menschen in New York?

Cuomo, dem Ambitionen auf eine Kandidatur für die Präsidentschaftswahl 2024 nachgesagt werden, droht also mächtig Ärger. Denn der Fall ist umso gravierender angesichts der Selbstdarstellung, mit der sich der 63-Jährige weit über die Staats- und Landesgrenzen hinaus feiern ließ und lassen durfte. Sogar der Top-Immunologe der USA, Anthony Fauci, hatte sein Krisenmanagement gelobt. Doch dieses vermeintlich bemerkenswerte Krisenmanagement ist offenbar unter mindestens fragwürdigen, womöglich justiziablen Umständen zustande gekommen.

Denn seine Beraterin DeRosa wird von der "Times Union" außerdem mit den Worten zitiert, dass die Administration die echten Zahlen bewusst zurückgehalten habe, als diese von übergeordneten Stellen angefordert wurden: "Wir sind gewissermaßen erstarrt" aus Sorge, das wahre Ausmaß der Pandemie würde "gegen uns verwendet".

Wohl auch deshalb haben laut "New York Times" zahlreiche Corona-Experten ihre beratenden Tätigkeiten für die Cuomo-Regierung aufgegeben, obwohl der Demokrat sich im vergangenen Jahr damit brüstete, seine Politik strikt nach wissenschaftlichen Notwendigkeiten auszurichten. Die ordnungsgemäße Registrierung der Todesopfer zählte da nach den ersten Erkenntnissen der Untersuchungen nicht dazu. Weshalb ein Zitat des Gouverneurs von Anfang Februar wohl eher die Wahrheit abbildet, demzufolge er "Experten nicht wirklich vertraut".

Alessandra Biaggi, als Demokratin im New Yorker Senat vertreten, fällte angesichts der jüngsten Entwicklungen laut "Forbes" ein vernichtendes Urteil: "Wir sehen zum wiederholten Male, dass der Gouverneur sein Ego über die Belange der Menschen in New York stellt."

Quelle: ntv.de


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