Cuomo fühlt sich missverstanden

  01 März 2021    Gelesen: 394
Cuomo fühlt sich missverstanden

New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo galt als Gegenentwurf zu Donald Trump. Mit Professionalität und Empathie führte er den Bundesstaat durch die ersten Monate der Pandemie. Nun erheben Ex-Mitarbeiterinnen schwere Anschuldigungen gegen Hoffnungsträger der Demokratischen Partei.

Nach neuen Vorwürfen der sexuellen Belästigung hat sich New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo für mögliche "Fehlinterpretationen" seines Verhaltens entschuldigt. "Ich räume ein, dass einige der Dinge, die ich gesagt habe, als unerwünschte Flirts fehlinterpretiert worden sind. Soweit das jemand so empfunden hat, tut mir das aufrichtig leid", teilte Cuomo mit. Der prominente Demokrat betonte zugleich: "Ich habe nie jemanden unangemessen berührt." Er habe auch niemandem unsittliche Avancen gemacht. Die Bürger New Yorks verdienten aber eine unabhängige Aufklärung der Vorwürfe.

Cuomos Büro hatte zuvor eine Untersuchung angekündigt. New Yorks Justizministerin Letitia James und die Oberste Richterin des Berufungsgerichts des Bundesstaats, Janet DiFiore, seien gebeten worden, dafür einen politisch unabhängigen Juristen zu benennen, teilte Cuomo-Beraterin Beth Garvey mit. Dieser Jurist solle nach gründlicher Überprüfung einen Bericht veröffentlichen. "Alle Mitarbeiter des Büros des Gouverneurs werden voll kooperieren."

Cuomo war nach Bekanntwerden der neuen Belästigungsvorwürfe zusätzlich unter Druck geraten. Eine frühere Gesundheitsberaterin in Cuomos Regierung beschuldigte den heute 63-Jährigen, sie im vergangenen Frühjahr zwar nicht berührt, aber verbal bedrängt zu haben. "Ich verstand, dass der Gouverneur mit mir schlafen wollte, und fühlte mich furchtbar unwohl und hatte Angst", sagte die 25-jährige Ex-Mitarbeiterin Charlotte Bennett der "New York Times".

Weißes Haus nimmt Vorwürfe ernst

Vor wenigen Tagen hatte zudem eine frühere Wirtschaftsberaterin dem Gouverneur vorgeworfen, sie sexuell belästigt zu haben. Lindsey Boylan beschuldigte Cuomo unter anderem, sie 2018 in seinem Büro in Manhattan ungefragt auf die Lippen geküsst zu haben. Die 36-Jährige schrieb auf der Online-Plattform Medium: "Gouverneur Andrew Cuomo hat innerhalb seiner Verwaltung eine Kultur geschaffen, in der sexuelle Belästigung und Drangsalieren so allgegenwärtig sind, dass es nicht nur geduldet, sondern erwartet wird." Cuomo bringe seine Kritiker durch Einschüchterung zum Schweigen.

Bennett und Boylan haben ihre Jobs in der Cuomo-Regierung aufgegeben. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, nannte die Anschuldigungen der beiden Frauen "ernst". Dem Sender CNN sagte sie am Sonntag, der demokratische US-Präsident Joe Biden unterstütze eine schnelle und unabhängige Untersuchung. Cuomo galt seit dem Beginn der Corona-Pandemie in New York vor knapp einem Jahr vielen Amerikanern als Hoffnungsträger. Der Demokrat versprach, seine Politik nach wissenschaftlichen Notwendigkeiten auszurichten. Er inszenierte sich damit als Gegenentwurf des damaligen republikanischen US-Präsidenten Donald Trump. Cuomos Krisenmanagement brachte ihm viel Lob ein, unter anderem seitens des renommierten US-Immunologen Anthony Fauci. Tatsächlich bekam New York die Corona-Lage nach einer regelrechten Explosion der Infektionszahlen im Frühjahr 2020 einigermaßen unter Kontrolle.

Cuomo geriet zuletzt aber wegen hoher Todeszahlen in Pflegeheimen unter Druck. Die Zahl der Todesfälle in den Heimen in New York wurde zuletzt stark nach oben korrigiert - von 8500 auf mehr als 15.000. Mehrere Medien - darunter die "New York Times" - berichteten, dass Abgeordnete des Bundesstaates eine Verschleierung der Ausmaße durch Cuomo vermuten. Als Konsequenz planten sie, seine Machtbefugnisse zum direkten Erlassen von Notfallmaßnahmen einzuschränken.

Das Vorgehen der Regierung bezüglich Pflegeheimen wird nun von der Bundespolizei FBI und Ermittlern im Staat New York untersucht. Die Zustimmungswerte für Cuomo sind einer Umfrage zufolge deutlich gesunken. Das Institut Marist teilte vor wenigen Tagen mit, 49 Prozent der New Yorker bescheinigten dem Gouverneur gute Arbeit - im vergangenen Juli seien es noch 66 Prozent gewesen.

Quelle: ntv.de


Tags:


Newsticker