Uni-Präsident spricht nicht mehr von Studie

  03 März 2021    Gelesen: 497
Uni-Präsident spricht nicht mehr von Studie

Mit seinen Thesen zum Ursprung des Coronavirus in einem Labor in Wuhan sorgt der Hamburger Uni-Professor Wiesendanger für Empörung - auch unter Kollegen. Nun verteidigt Uni-Präsident Lenzen das Papier als Diskussionsgrundlage, stellt aber selbst dessen Wissenschaftlichkeit infrage.

Zum ersten Mal hat sich der Hamburger Universitätspräsident Dieter Lenzen zu dem umstrittenen Thesenpapier geäußert, das aus der Feder des Nanowissenschaftlers und Professors an der Uni, Roland Wiesendanger, stammt. In einer Videobotschaft an die Beschäftigten der Universität sagte er laut einem Bericht des "Spiegel", er verstehe es als Pflicht, "eine solche Hypothese anzuhören, abzuwägen und zu diskutieren". In kommenden Diskussionen in der Wissenschaft und an der Uni müsse erörtert werden, "ob diese Hypothese zutreffen könnte", so Lenzen weiter.

Es sei besser, "eine unsichere Hypothese zur Diskussion zu bringen, als eine am Ende richtige verschwiegen zu haben", sagte Lenzen laut Bericht. Von einer Studie wollte der Uni-Präsident allerdings nicht mehr sprechen. Als solche war das Papier Mitte Februar in einer Pressemitteilung der Uni Hamburg vorgestellt worden. Nun sagte Lenzen, es handele sich um eine Analyse, ein "Thesenpapier". Zudem ging er auf Kritik ein, die auch aus den Reihen der Unibeschäftigten gekommen war - unter anderem von der Studentenvertretung und der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften.

Mit seinem Vorgehen habe er niemanden provozieren wollen, so Lenzen laut "Spiegel". "Wenn dieser Eindruck entstanden sein sollte, dann bitte ich um Nachsicht." Man wolle künftig stärker zwischen Forschungsergebnissen und "wissenschaftspolitischen Thesen" unterscheiden, so der Uni-Präsident. Gleichzeitig schränkte er ein, dass für die "Bereitstellung von Thesen und Interventionen für die Gesellschaft" andere Qualitätskriterien gelten würden als für die Verbreitung von Forschungsergebnissen.

Dubiose Quellen als Grundlage

Wiesendanger hatte seine umstrittene Untersuchung zum Ursprung des Coronavirus gegen breite Kritik - nicht nur aus der Wissenschaft - verteidigt und sprach weiterhin von einer Studie. "Es ist vollkommen klar, wir werden die Studie jetzt zeitnah in vielen anderen Sprachen zur Verfügung stellen", hatte der Professor erklärt. Die Problematik müsse thematisiert werden in der Bevölkerung vieler Länder.

In seinem Papier kommt Wiesendanger zu dem Ergebnis, dass sowohl die Zahl als auch die Qualität der Indizien für einen Laborunfall am virologischen Institut der Stadt Wuhan als Ursache der Pandemie sprechen. Kritik gibt es jedoch an der Methodik seiner Arbeit, deren Quellen unter anderem Youtube-Videos und Websites über Verschwörungsmythen sind.

Quelle: ntv.de, jug/dpa


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