Müller macht es Löw so was von leicht

  15 März 2021    Gelesen: 690
  Müller macht es Löw so was von leicht

Eingesprungene Torvorlage aus einem Guss: In dieser Form kann kein Bundestrainer an Thomas Müller vorbei. Auf Schalke geht nicht nur die Abstiegsangst um, es tobt auch ein Machtkampf zwischen Vorstand und Fans. In Gladbach brennt's - und was ist noch mal diese Conference League?

Thomas Müller in EM-Form

Sollte Bundestrainer Joachim Löw vor dem Spiel des FC Bayern bei Werder Bremen noch irgendwelche Zweifel im Hinterkopf gehabt haben, spätestens in der 35. Minute dürften sie vollends ausgeräumt worden sein: Thomas Müller muss mit zur Europameisterschaft. Der Rio-Weltmeister nahm eine Halbfeldflanke von Joshua Kimmich gekonnt im Sprung mit der Brust an, ließ den Ball mit totaler Körperkontrolle nur ganz leicht abtropfen, um ihn direkt perfekt weiterzuspielen. Eine einzige flüssige Bewegung, die schon so viele (Profi-)Fußballer versucht haben, aber meist nicht so auf den Rasen bringen konnten. Der Pass genau in den linken Fuß von Serge Gnabry war eines Ausnahme-Zehners würdig und sorgte für das zwischenzeitliche 2:0.

Müller ist in Topform, eigentlich schon die ganze Saison über. Auch das 1:0 von Leon Goretzka in Bremen hatte er vorbereitet, per Kopf diesmal. In 23 Bundesligaspielen hat der Bayer 23 Scorerpunkte gesammelt. Vor den Gladbachern Lars Stindl (17) und Jonas Hofmann (14) ist er in dieser Statistik mit Abstand der beste Deutsche in der Liga. Während sich die ebenfalls von vielen zurück ins DFB-Dress gewünschten Jérôme Boateng und Mats Hummels immer mal wieder Schwächephasen und Patzer erlauben, performt Müller eifrig durch. Auch als lautstarker Taktgeber fungiert er im Bayern-Spiel, genau das könnte die zuletzt viel zu ruhige Nationalmannschaft ebenfalls gebrauchen. Löw wird spätestens in der 35. Minute seine Entscheidung gefällt haben.

Schalkes Machtkampf tobt

Fans gegen Verein: Schalke 04 taumelt und taumelt und taumelt. Den Abstieg in die Zweitklassigkeit will nach der 0:5-Blamage beim VfL Wolfsburg fast keiner mehr aufhalten, es geht nun um den Neuaufbau des Klubs. Für die Fans ist klar, wer diesen anführen soll: Ralf Rangnick, Trainer bei den Königsblauen von 2004 bis 2005 und 2011, mit einer Petition sammelten sie Zehntausende Stimmen für ihn. Geht jetzt alles ganz einfach also? Natürlich nicht, es geht schließlich um Schalke. Der Aufsichtsrat will angeblich lieber Sportdirektor Markus Krösche von RB Leipzig verpflichten. Die "Bild am Sonntag" berichtet von einem "Machtkampf um Rangnick".

Die Fans fühlen sich bei S04 schon lange hintergangen und missachtet, der Verein ist tief gespalten. Die Verantwortlichen müssen aufpassen, dass sie nicht noch deren letztes Fünkchen an Zuneigung verspielen. An der Diskussion um Rangnick und Krösche erzürnt die Anhänger vor allem, dass die Klub-Bosse überhaupt noch überlegen, wenn ein bewiesener Fachmann wie Rangnick Interesse an dem Verein zeigt, nachdem er wohl dem AC Mailand und Klubs in England abgesagt hatte in letzter Zeit. Und schließlich ist Rangnick nicht wie Krösche vertraglich eingespannt derzeit. Gegenüber der "Bild" sagte Krösche am Sonntag außerdem: "Ich stehe nicht zur Verfügung." Die Fans hängten Pro-Rangnick-Banner vor der Geschäftsstelle auf, wenn der Revierklub wieder einmal nicht auf sie hört, könnte Schalke 04 Schlimmeres bevorstehen als der Gang in die Zweitklassigkeit.

Hat sich Eberl mit Rose verzockt?

Endlich mal wieder gute Nachrichten für Marco Rose: Der Trainer von Borussia Mönchengladbach wird sein Glas Rotwein, auf das ihn Manchester City-Coach Pep Guardiola eingeladen hat, trinken können. Mönchengladbach befindet sich zwar im freien Fall, aber Sportdirektor Max Eberl denkt weiterhin gar nicht daran, Rose vorzeitig gehen zu lassen, sodass dieser auch am Dienstag in der Champions League an der Seitenlinie stehen wird. "Ich wüsste heute nicht, was dazu führen würde, dass er nicht bis zum 30. Juni bei uns Trainer ist", erklärte Eberl im ZDF-Sportstudio. In der TV-Sendung wollte sich der Sportdirektor Nachfolgekandidaten Roses auf einem überdimensionalen Bildschirm hinter ihm gar nicht anschauen.

Es ehrt Eberl, dass er die Trainersuche nicht öffentlich betreibt und die Debatte nicht anheizt. Allerdings muss er aufpassen, dass ihm das Festhalten an Rose nicht als großer Fehler angekreidet wird. Eberl besitzt in Gladbach einen großen Kredit aufgrund seiner geschickten Einkäufe, aber der Klub hat dieses Jahr wohl die internationalen Plätze schon verspielt, was Abgänge von Leistungsträgern bedeuten könnte und verpasste Millionensummen definitiv bedeutet. Da könnten die Fohlen die mindestens fünf Millionen Euro vom BVB für Rose gut gebrauchen. Diese Zahlung könnte allerdings gefährdet sein, sollte Eberl doch noch Rose beurlauben und dürfte auch ein Grund am Festhalten am Erfolgscoach der vergangenen Saison sein.

Sechs Pleiten in Folge setzte es unter Rose seit dem 15. Februar - der Bekanntgabe seines Wechsels zum BVB. Es war aber mehr die Fortsetzung als der Beginn eines Negativtrends, denn schon seit dem 22. Januar gilt: kein Sieg in der Bundesliga, kein Sieg in acht Pflichtspielen. Das gab es in Gladbach zuletzt 2015 unter Lucien Favre, der als Folge dessen den Trainerstuhl räumte.

Bewegung im Abstiegskampf

Robin Quaison spielt nicht seine beste Saison. Nach 13 Toren im Vorjahr gelangen ihm bisher nur drei Treffer in 21 Partien. Und doch war sein Über-die-Linie-Drücker zum 1:0 seiner Mainzer ganz besonders: Quaison benötigt nun nur noch einen Treffer, um sich in die 05er Geschichtsbücher eintragen zu können, indem er mit den Bundesliga-Rekordtorschützen Yunus Malli und Mohamed Zidan (beide 29) gleichzieht.

Noch mehr gefreut haben dürfte sich Quaison aber über erneute drei Punkte im Abstiegskampf. Mainz hat nur eines der letzten sechs Spiele verloren und dabei starke elf Zähler geholt. Zum ersten Mal seit dem 10. Spieltag hatten es die 05er damit zwischenzeitlich - bis zum Sieg Bielefelds in Leverkusen - wieder auf den Relegationsplatz geschafft. Noch vor einigen Wochen hatten viele den Klub schon abgeschrieben und mit Schalke 04 zu einem sicheren Absteiger abgestempelt. Jetzt hat der FSV definitiv die bessere Formkurve als die hinter sich gelassene Arminia aus Bielefeld (wenngleich diese aus dem Sieg bei der Werkself Kraft schöpfen dürfte) und auch als die punktgleiche Hertha aus Berlin (Verlierer des Spieltags im Keller). Vielleicht gelingt Quaison der Eintrag in die Geschichtsbücher ja ausgerechnet im direkten Keller-Duell mit Bielefeld am 27. Spieltag.

Keinen Bock auf UEFA Conference League

Die meisten Fußball-Fans sind schon völlig übersättigt aufgrund des viel zu großen Angebots an Spielen und Wettbewerben. Dennoch stampfte die UEFA jüngst eine neue Liga aus dem Boden, die Conference League. Was Max Kruse, der selten ein Blatt vor den Mund nimmt, davon hält, erklärte er nach dem 2:1 seiner Unioner gegen den FC Köln: "Europa League hätte ich Bock drauf. Europa Conference League hätte ich irgendwie keinen Bock drauf. Ich weiß noch nicht einmal, was das ist." Was aber, wenn sich die Köpenicker tatsächlich für die neue Liga qualifizieren sollten? Auch da hatte Kruse eine klare Ansage parat: "Ja schön ... Da können dann andere spielen. Ich glaube, wir haben genug Wettbewerbe. Und dabei sollte es glaube ich auch bleiben. Denn wenn's jetzt noch einen gibt, dann herzlichen Glückwunsch."

Franz Beckenbauer nannte die heutige Europa League einst den "Cup der Verlierer", die Conference League dürften die meisten Fußball-Fans noch viel weniger lieben. Wem es geht wie Max Kruse: In der neuen Liga messen sich 138 Mannschaften, die ganz unten in der Fünfjahreswertung rangieren, in vier Quali-Runden um die Gruppenphase zu erreichen. Der Sieger qualifiziert sich für die Europa League. Gruppendritte aus der Europa League steigen zukünftig in die Europa Conference League ab. Für die Bundesliga ist zukünftig der Tabellensechste dabei (falls der DFB-Pokalsieger auf einem der ersten sechs Ränge landet, ist es genau der Platz sieben, auf dem Union derzeit steht). Dass Kruse darauf "keinen Bock" hat, werden ihm die wenigsten verübeln können.

Quelle: ntv.de


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