Bereits nach wenigen Minuten knickt Manuel Riemann schmerzhaft um. Der Torwart des VfL Bochum landet unglücklich auf seinem rechten Fuß. Die Bilder, die nun entstehen, lassen eine schwerere Verletzung vermuten, mindestens mal eine Auswechslung. Sein Ersatzmann Patrick Drewes macht sich folgerichtig bereits warm. Doch Riemann denkt nicht daran, dieses Spiel so früh zu beenden. Er macht weiter, beißt immer wieder auf die Zähne, hat Schmerzen bei jedem Ballkontakt, verhindert aber dennoch mit einer starken Parade wenige Minuten später die Führung von Fortuna Düsseldorf.
Es wird nicht das einzige Mal bleiben, dass er seine Mannschaft im Topspiel der 2. Fußball-Bundesliga vor einer kritischen Situation bewahrt. Seine beste Szene hat der 32-Jährige in der 34. Minute, als er einen Schuss des völlig vergessenen Kristoffer Peterson spektakulär pariert, den Ball dabei sogar fängt. Im unmittelbaren Gegenzug fällt das 2:0 für die Bochumer, nach 90 Minuten steht es sogar 3:0. Die Tore erzielten Simon Zoller (12.), Gerrit Holtmann (35.) und Soma Novothny (87.). Der VfL ist wieder Tabellenführer, hat zwei Punkte Vorsprung vor dem Hamburger SV und vier Zähler vor der SpVgg Greuter Fürth. Die Fortuna verabschiedet sich mit der Niederlage dagegen wohl endgültig aus dem Kampf um die direkte Rückkehr ins Oberhaus.
Während seine Bochumer Mannschaft die Saisonzähler 49, 50 und 51 an diesem 26. Spieltag feiert, bleibt Riemann nach dem Abpfiff minutenlang auf dem Rasen vor seinem Tor sitzen, gelegentlich kommt ein VfL'er zum Abklatschen vorbei, ansonsten wird er in Ruhe gelassen. Warum er sich diese kleine Auszeit gönnte, erzählte er später bei Sky. Am Abend vor dem Spiel war sein Opa Hans Humpa, ein ehemaliger Spieler des TSV 1860 München, gestorben. Humpa absolvierte in der Gründungssaison der 1. Bundesliga sieben Partien für die "Löwen".
"Es war mir heute unglaublich wichtig, durchzuspielen. Danke an Opa, ich wusste, mir kann heute nichts passieren, weil er mir hilft", erklärte Riemann später äußert angefasst im Sky-Interview. "Es war völlig klar, dass ich nicht nach wenigen Minuten rausgehen konnte, denn ich habe heute für ihn gespielt. Er hat mich fußballerisch zu dem gemacht, was ich heute bin".
Allerdings gestand der Torwart, der zu den allerbesten der Liga gehört, dass es ihm im Spiel alles andere als gut ging. "In den ersten Minuten waren die Schmerzen brutal, dann ging es 15 Minuten etwas besser - und die zweite Halbzeit war eine absolute Katastrophe." Er kritisierte vor allem, dass sein sonst gefürchtete Spielaufbau, nicht gelingen wollte. "Ich habe heute keine guten Pässe gespielt." Von seinem Trainer Thomas Reis bekam er dennoch die höchste Anerkennung: "Wir wissen ja, dass er absolut verrückt ist. Positiv verrückt, er hat sich voll in den Dienst der Mannschaft gestellt."
Der VfL hat nach der Länderspielpause in den dann noch folgenden acht Spielen alle Chancen auf die Bundesliga-Rückkehr nach elf Jahren. "Wir waren heute sehr effektiv", lobte Reis nach dem durchaus etwas glücklichen Sieg, der selbst dem VfL-Coach "natürlich zu hoch" ausgefallen war. Sein Gegenüber war derweil reichlich ernüchtert: "Wir brauchen nach so einer Niederlage nicht vom Aufstieg zu sprechen", sagte der F95-Coach Uwe Rösler. Der Düsseldorfer Rückstand auf den Relegationsplatz beträgt bereits sieben Zähler, zudem ist der Tabellenvierte Holstein Kiel noch zwei Spiele in Rückstand. Gegen die "Top 4" der Liga gelang den Rheinländern noch kein Sieg. "In den entscheidenden Momenten sind uns diese Mannschaften einen Schritt voraus", räumte Rösler ein.
Quelle: ntv.de, tno
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