Lange hatte die Welt auf dieses Sportereignis warten müssen: Jubel brandete auf, als Griechenlands König Georg I. am 6. April 1896 auf die Bühne des Panathinaiko-Stadions trat. Die Menge schwenkte Wimpel mit der Aufschrift »BC 776, AD 1896«, den Jahren der ersten Olympischen Spiele und ihrer Neuauflage. Der König sprach: »Ich erkläre den Beginn der ersten internationalen Olympischen Spiele in Athen! Es lebe die Nation! Es lebe das griechische Volk!«
Es war ein Moment für die Sportgeschichte: In den folgenden zehn Tagen maßen in der Olympia-Wiege nach 1503 Jahren wieder Athleten aus aller Welt ihre Kräfte – so wie es einst im antiken Griechenland alle vier Jahre Usus war. Rund 100 internationale Sportreporter begleiteten das Sportspektakel, dessen Ausmaße ihresgleichen suchten: 241 Sportler aus 14 Nationen kamen in Athen zusammen, allesamt männlich, denn Frauen durften nur zuschauen. Sie wurden erst ab 1928 für die Spiele zugelassen, zunächst im Golf und Tennis.
Nicht griechisch, sondern lateinisch war das Motto dieser ersten Olympischen Spielen der Moderne: »Citius, altius, fortius« – schneller, höher, stärker. Die Hellenen beherzigten das und schafften Platz zwei im Medaillenspiegel, knapp hinter den USA und klar vor dem Deutschen Reich. Sie holten 27 der insgesamt 86 Medaillen. Aber nicht eine einzige Goldmedaille. Die gab es anno 1896 nämlich noch nicht, nur Silber und Bronze für die Erst- und Zweitplatzierten. Vieles war damals noch ganz anders, als wir es heute kennen.
Begonnen hatte die Geschichte der Olympischen Spiele im Jahr 776 vor Christus in Athen. Der griechischen Mythologie zufolge soll die Kraftgestalt Herakles selbst die Spiele erfunden haben – zu Ehren seines Vaters Zeus. Doch nach der Eroberung durch die christlichen Römer verbot 393 nach Christus der römische Kaiser Theodosius I. den vermeintlichen »heidnischen Kult«: Schluss mit Olympia.
Lange wurde der Name nur verwendet, um viel kleineren Sportfesten etwas Glanz zu verleihen, etwa den »Olympischen Spielen« 1810 im Rahmen des Münchner Oktoberfestes.
Das änderte Ende des 19. Jahrhunderts der französische Historiker und Pädagoge Pierre de Coubertin. Inspiriert von der Sportbegeisterung an englischen Privatschulen, wollte der Baron auch in Frankreich einen neuen Menschen heranziehen, fit in Geist und Körper, und dazu die Olympischen Spiele wiederbeleben. Was ihm auch gelang: 1894 gründete man in Paris das Internationale Olympische Komitee (IOC).
An einem seiner Ziele scheiterte Coubertin allerdings: Er wollte die Spiele nach Paris holen. Das ging seinen Unterstützern zu weit. Mit der Entscheidung für Athen kehrte Olympia ins Geburtsland zurück.
spiegel
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