Athleten Deutschland kritisiert Anpassung der Regel 50

  22 April 2021    Gelesen: 1637
Athleten Deutschland kritisiert Anpassung der Regel 50

Die freie Meinungsäußerung von Sportlern und Sportlerinnen soll auch in Tokio eingeschränkt bleiben. Der Verein Athleten Deutschland fordert, bei einem Verstoß gegen das Protestverbot keine Sanktionen zu verhängen.

Der Verein Athleten Deutschland hat die Empfehlungen der Athletenkommission zur Anpassung der Regel 50 der Olympischen Charta in einer Pressemitteilung kritisiert. Diese würde am Grundproblem der pauschalen Einschränkung der Meinungsfreiheit vorbeigehen. Athlet*innen sollten sich »jederzeit friedlich zu den Werten unserer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft bekennen können«, heißt es in dem Schreiben.

Die Athletenkommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) hatte zuvor bekannt gegeben, am Protestverbot auf dem Siegerpodium und in den Arenen bei Olympischen Spielen festhalten zu wollen. Befragungen von Athleten und Athletinnen aus 185 Ländern hätten ergeben, dass 70 Prozent der Sportler*innen dafür seien, dass es keine Proteste auf dem Spielfeld sowie bei offiziellen Zeremonien geben solle.

»Der Bericht verdeutlicht, dass das IOC dem Erhalt der ›politischen Neutralität‹ höheren Wert beimisst als den grundlegenden Rechten einzelner Athletinnen und Athleten«, wird der Geschäftsführer der Athleten Deutschland, Johannes Herber, in der Mitteilung zitiert.

Der Verein kündigte an, seinen Mitgliedern Rechtsbeistand zur Seite zu stellen, sollte es zu Sanktionen für Verstöße gegen die Regel 50 kommen. Man würde respektieren, dass eine Mehrheit der befragten Athlet*innen zu einer anderen Auffassung komme und dass »die sportlichen Leistungen von Athlet*innen angemessen und möglichst ungestört gewürdigt werden sollten.« Davon unbenommen bliebe aber, »dass Menschenrechte wie die Meinungsfreiheit universell gelten.« Und weiter: »Wir bezweifeln deshalb, ob ein Umfrageergebnis Grundlage für eine pauschale Einschränkung der Meinungsfreiheit sein kann.«

Der Verein befürwortet die Empfehlung der IOC-Athletenkommission, die Sanktionspraxis klarer zu gestalten, regt aber an, einem Regelverstoß keine sportlichen Sanktionen folgen zu lassen.

Kritik am Protestverbot kommt auch von der Vorsitzenden des Sportausschusses im Bundestag, Dagmar Freitag. »Diese Haltung ist alles andere als zeitgemäß, überrascht aber wohl niemanden. Umso wichtiger ist es aus meiner Sicht, dass sich die Anzahl von Athletenvertretungen, die völlig unabhängig von ihren Dachorganisationen agieren, weltweit erhöht.«

spiegel


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