Amtsarzt zweifelt an Brennpunkt-Impfungen

  06 Mai 2021    Gelesen: 1495
Amtsarzt zweifelt an Brennpunkt-Impfungen

Die Corona-Lage in der Hauptstadt entspannt sich, die Sieben-Tage-Inzidenz liegt nur noch knapp über der "Notbremse". Pläne des Senats, in Brennpunkten gezielt zu impfen, stoßen allerdings auf Kritik: Zuerst müsse die Bevölkerung in schwierigen Quartieren gewonnen werden, meint ein Amtsarzt.

Ein Amtsarzt aus dem Berliner Bezirk Reinickendorf hat die Ankündigung des Senats von Impfungen in sozialen Brennpunkten kritisiert. Die Aktion gehe am eigentlichen Problem dieser Viertel vorbei, sagte Patrick Larscheid im RBB-Inforadio. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller hatte am Dienstag mitgeteilt, im Laufe der nächsten Woche sollten 10.000 Impfdosen an Stadtteilzentren in sozialen Brennpunkten oder Quartiere in schwierigen Wohnsituationen geliefert werden. Solche Impfungen vor Ort bedeuteten einen hohen Gesundheitsschutz für die entsprechenden Bevölkerungsgruppen.

Larscheid äußerte sich skeptisch: "Wir haben ein Problem mit denjenigen, die in diesen sogenannten sozialen Brennpunkten leben", sagte der Amtsarzt. Es gebe Bevölkerungskreise, die Corona-Maßnahmen ablehnten und nicht bereit seien, Einschränkungen zu akzeptieren. Der Einsatz eines Impfmobils reiche in diesen Fällen nicht. "Das Kernproblem haben sie damit noch nicht berührt", so Larscheid. Es gebe Menschen, die sich gar nicht impfen lassen wollten, weil sie krude Vorstellungen hätten. "Es braucht Informationen und nicht ein Angebot, das am Ende der Kette steht", so der Mediziner. Seine Mitarbeiter im Gesundheitsamt hätten sehr gute Erfahrungen gemacht, was die Aufklärung angeht. "Wir kennen unsere Pappenheimer in den Bezirken sehr genau", sagte Larscheid.

Einige Bezirke zeigten sich von der Ankündigung des Senats überrascht. Aus Charlottenburg-Wilmersdorf und Tempelhof-Schöneberg hieß es, sie seien erst im Laufe des Tages informiert worden, wie der RBB berichtete. Neuköllns Gesundheitsstadtrat Falko Liecke erklärte, lieber einen Impfbus auf Wochenmärkten zu platzieren, als die Stadtteilzentren zu nutzen.

Berliner Impfquote über dem Durchschnitt

Derweil ist in Berlin inzwischen nahezu jeder zehnte Einwohner vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Die Impfquote bei denjenigen, die alle Dosen erhalten haben, liegt bei 9,97 Prozent, wie aus dem aktuellen Lagebericht der Berliner Senatsverwaltung hervorgeht. Damit liegt die Quote über dem Bundesdurchschnitt, den das Robert-Koch-Institut (RKI) für Dienstag mit knapp 8,3 Prozent angab. Knapp 27 Prozent der Hauptstadtbewohner haben bereits die erste Impfdosis erhalten.

Gleichzeitig geht die Sieben-Tage-Inzidenz in der Hauptstadt weiter zurück und liegt derzeit laut Lagebericht über alle Bezirke hinweg bei 104,8. Am Vortag hatte sie noch bei 111,2 gelegen. Der Wert gibt an, wie viele Menschen pro 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen neu mit dem Virus infiziert haben.

Auf den Berliner Intensivstationen ist die Lage indes weiter angespannt. 24,5 Prozent der Intensivbetten sind laut den Daten vom Mittwoch mit Covid-19-Patienten belegt. Damit bleibt die Auslastung zwar knapp unter dem kritischen Wert von 25 Prozent. Sie geht aber nur langsam zurück - um 0,2 Prozentpunkte etwa im Vergleich zum Vortag.

Quelle: ntv.de, mau/dpa


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