Demonstrierende greifen Kongress in Bogotá an

  06 Mai 2021    Gelesen: 1275
Demonstrierende greifen Kongress in Bogotá an

Seit Tagen demonstrieren Tausende Menschen in Kolumbien. Zunächst gegen eine Steuerreform, nun haben sie weitergehende Ziele. Immer wieder überschattet Gewalt die Proteste - sowohl vonseiten der Demonstrierenden als auch vonseiten der Sicherheitskräfte. Mindestens 24 Menschen sind bisher gestorben.

Bei Protesten in Kolumbien ist es vor allem in der Hauptstadt Bogotá wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Im Sender "Citytv" und in einem Video der Zeitung "El Espectador" war zu sehen, wie eine Gruppe von Demonstranten die Gitter vor dem Nationalkapitol umstößt und Steine auf die Sicherheitskräfte wirft, die den Sitz des Kongresses an der zentralen Plaza de Bolívar beschützen. Daraufhin setzte die Sondereinheit der Polizei Gummigeschosse und Tränengas ein. Es war nicht klar, ob die Demonstranten in das Kapitol eindringen oder dieses beschädigen wollten.

Bis zu den Auseinandersetzungen mit der Polizei waren die Demonstrationen an verschiedenen Orten der Stadt weitgehend friedlich gewesen. Unter anderem gab das Symphonieorchester von Bogotá ein Konzert im Gedanken an die Toten bei den Protesten. Die Zeitung "El Tiempo" berichtete unter Berufung auf die nationale Ombudsstelle von nun 24 Todesfällen während der Protesttage. Die kolumbianische Menschenrechtsorganisation "Indepaz" zählte bis Dienstag 31 Todesfälle, 1220 Verletzte und 87 Verschwundene.

Wirtschaftsminister ist zurückgetreten

Tausende Kolumbianer hatten am Mittwoch vergangener Woche ihren Protest gegen eine umstrittene Steuerreform begonnen. Die wurde inzwischen zurückgenommen, doch die Demonstrationen - inklusive eines neuen Generalstreiks am Mittwoch - halten trotz des Rücktritts von Wirtschaftsminister Alberto Carrasquilla an. Die Demonstranten formulieren nun weitergehende politische und soziale Ziele, wie den Widerstand gegen eine ebenfalls geplante Gesundheitsreform und den Einsatz für den brüchig gewordenen Friedensprozess.

Die Proteste werden auch immer wieder von Gewalt überschattet, wobei besonders Cali am Montag stark betroffen war. Die Interamerikanische Menschenrechtsorganisation verurteilte den exzessiven Gewalteinsatz der Sicherheitskräfte dort am Mittwoch. In Bogotá waren in der Nacht auf Mittwoch mindestens 46 Menschen, 30 Zivilisten und 16 Polizisten, verletzt worden. Es kam zu Zusammenstößen zwischen einer Sondereinheit der Polizei und Demonstranten. Zudem wurden 25 Polizeistationen angegriffen und teilweise angezündet. Auch aus anderen wichtigen Städten Kolumbiens wie Medellín und Cali wurden Gewalt, Zerstörung und Chaos in der Nacht des siebten Protesttages gemeldet. Präsident Iván Duque, ein Hardliner, sprach von "Vandalismus" und "urbanem Terrorismus", der den "Mafias des Drogenhandels" zuzuschreiben sei.

Quelle: ntv.de, ino/dpa


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