Marokko ruft Botschafterin aus Berlin zurück

  07 Mai 2021    Gelesen: 1431
Marokko ruft Botschafterin aus Berlin zurück

Aus Verärgerung über Deutschland bestellt Marokko seine Botschafterin ein. Dabei geht es unter anderem um den Konflikt in der Westsahara, in dem ihr Land das Gebiet für sich beansprucht. Die diplomatische Krise zwischen beiden Ländern belastet offenbar auch die Arbeit der Sicherheitsbehörden.

Marokko hat seine Botschafterin in Deutschland zu Konsultationen nach Rabat zurückgerufen. Das marokkanische Außenministerium begründete den Schritt mit "feindlichen Aktionen" Deutschlands, mit denen es die "übergeordneten Interessen" Marokkos verletzt habe. Konkret wird in der Erklärung der "antagonistische Aktivismus" Berlins nach der einseitigen Anerkennung von Marokkos Anspruch auf die Westsahara durch die USA genannt.

Das Auswärtige Amt in Berlin zeigte sich überrascht und wies die Vorwürfe aus Marokko zurück. Es verwies gleichzeitig auf Gesprächsanstrengungen mit Marokko. Die marokkanische Regierung hatte schon Anfang März entschieden, "jeglichen Kontakt" zur deutschen Botschaft in Rabat auszusetzen. Als Grund wurden damals "tiefgreifende Missverständnisse" mit der Bundesregierung etwa im Westsahara-Konflikt genannt.

Im vergangenen Dezember hatte der damalige US-Präsident Donald Trump die Souveränität von Marokko über die Westsahara anerkannt, was von der Bundesregierung deutlich kritisiert worden war. Das an der Atlantikküste im Nordwesten Afrikas gelegene Gebiet war bis 1975 spanische Kolonie und wurde dann größtenteils von Marokko besetzt und annektiert. Die Widerstandsbewegung Polisario-Front, die gegen die Besatzung kämpfte, rief 1976 mit Unterstützung Algeriens und Libyens die Demokratische Arabische Republik Sahara aus. Marokko will der Westsahara lediglich eine begrenzte Autonomie zubilligen, die Polisario-Front fordert dagegen ein Unabhängigkeitsreferendum.

Die Westsahara wird von weniger als einer Million Menschen bewohnt. Das Gebiet verfügt aber über begehrte Ressourcen, darunter fischreiche Gewässer und Phosphat-Vorkommen. Zwischen Rabat und Berlin gab es zuletzt noch andere Streitpunkte. Im Januar 2020 hatte das nordafrikanische Land wütend auf seinen Ausschluss von der Berliner Libyen-Konferenz reagiert. In seiner Erklärung vom Donnerstag beschwerte sich das Außenministerium in Rabat, Deutschland versuche hartnäckig, Marokko an der Ausübung seiner "regionalen Rolle" zu hindern, "vor allem in der Libyen-Frage".

Krise belastet auch andere Bereiche

Laut einem Bericht des "Spiegel" belastet die diplomatische Krise zwischen Marokko und Deutschland auch die Arbeit der Sicherheitsbehörden. Der Informationsaustausch zwischen beiden Ländern sei zum Erliegen gekommen. Auch in anderen Bereichen gebe es Probleme, berichtete der "Spiegel". Künftige Abschiebungen nach Marokko, die derzeit wegen der Corona-Pandemie noch ausgesetzt sind, können dem Bericht zufolge nicht vorbereitet werden. Es gelinge nicht, die nötigen Passpapiere zu beschaffen oder Hilfe bei der Klärung der Identität marokkanischer Staatsbürger zu erhalten, heißt es demnach in internen Behördenunterlagen.

Marokko pflegt normalerweise gute Beziehungen zu Deutschland, das als wichtiger Geldgeber gilt. Ende des vergangenen Jahres würdigte das Außenministerium in Rabat die "exzellente bilaterale Kooperation", nachdem Berlin knapp 1,4 Milliarden Euro zur Unterstützung einer Finanzreform und für Anti-Corona-Maßnahmen bereitgestellt hatte.

Quelle: ntv.de, hek/AFP


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