"Wir dürfen das Erreichte nicht verspielen"

  07 Mai 2021    Gelesen: 1723
"Wir dürfen das Erreichte nicht verspielen"

Die Trendumkehr ist gelungen - die dritte Welle scheint gebrochen. Doch Gesundheitsminister Spahn und RKI-Chef Wieler warnen in dieser Situation vor zu schnellen Lockerungen. Stattdessen werben sie noch einmal für Impfungen. Nur sie könnten dauerhaft Erleichterungen bringen.

Angesichts sinkender Infektionszahlen macht Bundesgesundheitsminister Jens Spahn den Deutschen Hoffnung auf ein baldiges Ende der Pandemie. "Die dritte Welle scheint gebrochen", sagte er in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Chef des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler. Diesen Trend gelte es jetzt zu verstetigen. Spahn warnte davor, das Erreichte zu verspielen. Zwar mache Deutschland große Schritte nach vorn beim Impfen und dem Ausbau der Test-Infrastruktur, dennoch dürfe das nicht zu vorschnellen Lockerungen führen. Wenn gelockert werde, dann am besten in Außenbereichen und mit ausreichenden Testmöglichkeiten, sagte Spahn. "Zu viel Ungeduld würde nur dem Virus helfen."

Mit Blick auf die Aufhebung der Priorisierung von Astrazeneca kündigte Spahn an, es würden in der kommenden Woche mehr als eine Million Dosen des Impfstoffes an die Ärzte ausgeliefert werden. "Aber es dauert auch dort seine Zeit, bis die Angebote folgen können", schränkte der Minister ein. Am Donnerstag hatte Spahn erklärt, dass Impfungen mit diesem Präparat künftig für alle möglich seien, die wollten. Die Priorisierung mit einer festen Vorrangliste werde voll aufgehoben. "Das heißt, dass beim Impfen in den Arztpraxen die Ärzte entscheiden, wer jetzt wann mit dem Impfen dran ist", hatte der CDU-Politiker gesagt.

Spahn stellte für kommende Woche einen weiteren Meilenstein in der Impfkampagne in Aussicht: die Erstimpfung von jedem dritten Deutschen. Aktuell seien 26,2 Millionen Deutsche gegen das Coronavirus erstgeimpft - das entspricht 31,5 Prozent der Gesamtbevölkerung. Allein am Donnerstag seien 932.000 Impfdosen verabreicht worden. Den vollen Impfschutz haben bislang 8,8 Prozent der Bevölkerung.

Zielmarke sind 80 Prozent Vollgeimpfte

RKI-Chef Wieler führte die gesunkene bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz auch auf diesen Impffortschritt zurück. Zwar sei der Anteil der Geimpften in der Bevölkerung nicht gleichmäßig verteilt, dennoch seien die Fallzahlen in allen Altersgruppen gesunken. Keine Entspannung gebe es bisher jedoch auf den Intensivstationen. Dort sinke die Zahl der leichten Fälle. Zur gleichen Zeit steige die Zahl der invasiv Beatmeten noch immer an. Wieler appellierte deshalb, nicht zu viele Schritte hin zu einer Öffnung auf einmal zu machen. Einzelne Maßnahmen könnten aber aufgehoben werden.

Derzeit sei es gelungen, den R-Wert durch die Beschränkungen auf unter 0,9 zu drücken, rechnete Wieler vor. Würde man nun alle Maßnahmen aufheben, sei man schnell wieder bei einem Wert von 3,2 - und damit in einer neuen Welle. Wieler betonte, die steigende Impfquote werde "in absehbarer Zeit" Erleichterungen möglich machen. Zielmarke sei aber noch immer eine Quote von 80 Prozent Vollgeimpften. Zwar werde es auch dann noch einzelne Ausbrüche geben, "aber keine Wellen mehr", erklärte Wieler.

Quelle: ntv.de, jug


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