Britische Handelskammer sieht keine Chance für Abkommen mit den USA

  19 Mai 2021    Gelesen: 465
Britische Handelskammer sieht keine Chance für Abkommen mit den USA

Ein eigenes Freihandelsabkommen mit den USA – für die Brexiteers war das eines der stärksten Argumente für den EU-Austritt. Ein Abschluss der Verhandlungen ist allerdings nicht in Sicht.

Es gibt Gespräche zwischen den Regierungen in London und Washington über ein Freihandelsabkommen – dennoch rechnet ein britischer Handelsexperte vorerst nicht mit einem Abschluss. Die Verhandlungen hätten für die Regierung des neuen US-Präsidenten Joe Biden keine Priorität, sagte Emanuel Adam von der amerikanisch-britischen Handelskammer in London. »Es ist schwer, in absehbarer Zeit Bewegung zu diesem Thema zu erkennen.«

Adam nannte mehrere Gründe dafür: Bidens internationale Handelspolitik baue auf der seines Vorgängers Donald Trump auf und ziele darauf, das gefühlte Ungleichgewicht zulasten der USA zu beseitigen. Zölle seien dabei ein Mittel. Hinzu komme etwa die kritische Sicht des US-Kongresses auf die Politik der britischen Regierung im Streit über Brexit-Sonderregeln für die britische Provinz Nordirland mit der EU.

Die Möglichkeit, eigenständig Handelsverträge abschließen zu können, zählte zu den Hauptargumenten der Brexit-Befürworter. Nach dem vollzogenen Austritt aus der Europäischen Union hatte Großbritannien als Friedensgeste an die USA die EU-Strafzölle auf viele US-Produkte aufgehoben. Die Regierung in Washington setzte daraufhin ihrerseits zusätzliche Abgaben etwa auf schottischen Whisky, Strickwaren sowie Käse- und Schweinefleischprodukte vorübergehend aus. Dennoch stockten die Gespräche zwischen den beiden Staaten über ein Abkommen.

Die Frage sei nun, welche Position die britische Regierung einnehme, sagte Adam. Es gebe eine Diskrepanz zwischen den zurückhaltenden Aussagen von Toppolitikern und der Notwendigkeit, ein eigenes Handelsnetzwerk mit den USA als zentralem Anker aufzubauen. »Wie wird die britische Regierung erklären, dass das Freihandelsabkommen mit den USA in den Hintergrund gerückt ist?«, so Adam.

Die Handelskammer habe die Verhandlungen stets realistisch verfolgt, sagte der Experte. »Wir sind natürlich enttäuscht, dass die Gespräche nicht abgeschlossen wurden, insbesondere nach all der guten Arbeit, die geleistet wurde«, sagte Adam. »Aber wir verstehen, dass wir noch eine bessere Grundlage für den Erfolg dieser Gespräche schaffen müssen.« Darauf werde die Kammer nun ihren Fokus richten.

spiegel


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