Die AfD wird mit Tino Chrupalla und Alice Weidel an der Spitze in die Bundestagswahl im September ziehen. Der Parteivorsitzende und die Fraktionschefin im Bundestag erhielten bei einer Online-Mitgliederumfrage 71 Prozent der Stimmen, teilte die AfD mit. Auf das zweite Bewerberteam - bestehend aus dem niedersächsischen AfD-Politiker Joachim Wundrak und der digitalpolitischen Sprecherin im Bundestag, Joana Cotar - entfielen demnach 27 Prozent der abgegebenen Stimmen.
Die rund 32.000 AfD-Mitglieder konnten seit dem 17. März online für ihr bevorzugtes Duo abstimmen. Den Parteiangaben zufolge nahmen 14.815 Mitglieder an der Befragung teil. Dies entsprach einer Beteiligung von 48,14 Prozent. 1,93 Prozent der Abstimmenden votierten mit Nein, 0,58 Prozent enthielten sich der Stimme.
"Herzlichen Dank für Ihr Vertrauen", schrieb Weidel auf Twitter. Der zweite Parteivorsitzende Jörg Meuthen gratulierte den Gewinnern zur Wahl und wünschte ihnen viel Erfolg bei der Aufgabe, "die AfD in den kommenden Monaten als führende Repräsentanten unseres Bundestagswahlkampfes zu vertreten". Der Vize-Parteivorsitzende Stephan Brandner versicherte Chrupalla und Weidel auf Twitter, dass die Partei geschlossen hinter ihnen stehe. "Und jetzt gehen wir geeint, gestärkt und geschlossen in den Wahlkampf", schrieb Beatrix von Storch, die ebenfalls stellvertretende Parteivorsitzende ist. Weidel und Chrupalla wollen sich im Verlauf des Tages in einer Pressekonferenz äußern.
Wundrak und Cotar waren von Anfang an eher Außenseiter-Chancen eingeräumt worden, da sie öffentlich und auch in der Partei noch nicht sehr bekannt sind. Die niedersächsische AfD hatte Wundrak im Dezember zu ihrem Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl gewählt. Seine Parteimitgliedschaft hatte der bislang ranghöchste ehemalige Soldat in der AfD erst nach seinem Ausscheiden aus der Bundeswehr öffentlich gemacht. Cotar ist digitalpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion und Nummer Zwei der hessischen Landesliste für die Bundestagswahl.
Duo kann auf Unterstützung von Höcke zählen
Die beiden Zweierteams stehen für die verschiedenen Strömungen der Partei. Cotar und Wundrak zählen zum Lager um Parteichef Jörg Meuthen, der einen wirtschaftsliberalen und gemäßigteren Kurs vertritt. Das Team aus Chrupalla und Weidel kann auf Unterstützung der Rechtsaußen-Strömung um den Thüringer Landeschef Björn Höcke zählen, die vom Verfassungsschutz als rechtsextremistische Bestrebung eingestuft wird.
Weidel hatte sich früher für einen Ausschluss von Höcke aus der AfD eingesetzt, ihren Kurs später aber geändert. Weidel und Alexander Gauland hatten 2017 das Spitzenteam der AfD für die Bundestagswahl gebildet. Die Partei zog damals mit 12,6 Prozent der Stimmen erstmals in den Bundestag ein.
Auf die Frage, worauf er sich im Wahlkampf konzentrieren wolle, sagte Chrupalla Anfang Mai: "Gerade durch Corona treten die großen Probleme unseres Landes zutage. Der Mittelstand und die Mittelschicht erodieren. Gerade Familien geraten in soziale Notlagen, weil Wohnraum in den Städten unbezahlbar wird." Die Unterscheidung zwischen systemrelevant und nicht systemrelevant in der Corona-Krise spalte die Gesellschaft noch tiefer.
Quelle: ntv.de, hek/AFP/dpa
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