Forscher kommen Blutgerinnseln auf die Spur

  27 Mai 2021    Gelesen: 902
  Forscher kommen Blutgerinnseln auf die Spur

Die bei Impfungen mit Astrazeneca und Johnson & Johnson auftretenden Blutgerinnsel haben zu großer Verunsicherung geführt. Nun finden Forscher einen Ansatz, warum es zu der Komplikation kommt. Möglicherweise lassen sich die Impfstoffe verbessern - das Problem könnte dann bald der Vergangenheit angehören.

Mögliche Blutgerinnsel gehören zu den potenziellen Nebenwirkungen der Corona-Impfstoffe von Astrazeneca und Johnson & Johnson, die viele Menschen beunruhigen. Nun könnten Wissenschaftler die Ursache dafür gefunden haben. Forscher der Goethe-Universität Frankfurt und der Uni Ulm vermuten nach Laborversuchen den in den Impfstoffen verwendeten Adenovirus als Verursacher.

Mit dem Erkältungsvirus wird der Bauplan für das Spike-Protein des Coronavirus in den menschlichen Körper gegeben, um eine Immunantwort zu erzeugen. Im Zellkern findet dort eine Art Abschrift des genetischen Codes statt, aus der dann neue Proteine entstehen. Dabei können in seltenen Fällen jedoch Fehler passieren, aufgrund derer die Zelle nicht Spike-Proteine, sondern zu kurze Protein-Stummel baut. Nach der Theorie der Forscher werden diese Varianten dann von der Zelle einfach in den Körper abgesondert, wo sie die Entstehung von Blutgerinnseln begünstigen, schreiben Rolf Marschalek und seine Kollegen in einer noch nicht von Fachleuten begutachteten Studie.

Das Problem liegt demnach eher im Eintritt des Adenovirus in den Zellkern als in der Zellflüssigkeit, in der das Virus normalerweise Proteine produziert. "Der Lebenszyklus des Adenovirus umfasst die Infektion von Zellen, den Eintritt der adenoviralen DNA in den Zellkern und anschließend die Gentranskription durch die Wirts-Transkriptionsmaschinerie", schreiben die Autoren. "Und genau hier liegt das Problem: Das virale DNA-Stück ist nicht dafür optimiert, innerhalb des Kerns transkribiert zu werden."

Umbau der Impfstoffe möglich

Die Entdeckung könnte auch erklären, warum die seltenen Blutgerinnsel bei den mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna nicht auftreten. Dazu erklären die Forscher, dass die mRNA-Impfstoffe das genetische Material des Coronavirus-Spike-Proteins nur an die Flüssigkeit im Inneren der Zellen abgeben, nicht an den Zellkern.

Daraus leiten sie wiederum die Idee ab, dass es möglich ist, auch die Vektor-Impfstoffe so umzubauen, dass die bedrohliche Nebenwirkung vermieden werden kann. Das Papier schlägt vor, dass Impfstoffhersteller, die Adenovirus-Vektoren verwenden, die Sequenz des Spike-Proteins modifizieren könnten, "um unbeabsichtigte Spleißreaktionen zu vermeiden und die Sicherheit dieser pharmazeutischen Produkte zu erhöhen".

Mit Johnson & Johnson sind die Wissenschaftler dem britischen "Guardian" zufolge bereits im Austausch. Mit Astrazeneca habe man hingegen noch nicht gesprochen, sagte Marschalek der "Finacial Times". Man könne jedoch sagen, "was zu tun ist, um einen besseren Impfstoff herzustellen".

Im Sicherheitsbericht des Paul-Ehrlich-Instituts waren bis zum 30. April 67 schwere Thrombosefälle nach Impfungen mit Astrazeneca verzeichnet. Vierzehn Personen seien gestorben, heißt es dort. Bei den meisten Fällen habe es sich um Sinusvenenthrombosen gehandelt.

Quelle: ntv.de, sba


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