Die Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Katrin Göring-Eckardt, hat sich nach dem Impfgipfel von Bund und Ländern enttäuscht darüber gezeigt, dass entgegen vorheriger Aussagen kein zusätzlicher Impfstoff für Kinder und Jugendliche bereitsteht.
Junge Menschen hätten in der Pandemie einige Einschränkungen gehabt, deswegen seien Versprechen wie Schulöffnungen und zusätzliche Impfdosen immer Versprechen auf die Zukunft, sagte Göring-Eckardt im "Frühstart" von ntv. "Wenn die nicht eingehalten werden, dann ist das ein richtiges Problem fürs Vertrauen." Das treffe Gesundheitsminister Jens Spahn genauso wie Finanzminister Olaf Scholz, der für die Zeit ab Mai "unfassbar viel Impfstoff" angekündigt habe. "Das ist jetzt nicht der Fall und das ist eine Enttäuschung." Göring-Eckardt forderte Spahn und Scholz auf, nun für zusätzlichen Impfstoff zu sorgen.
Die Grünen-Fraktionschefin rechnet mit flächendeckenden Impfungen von Kindern und Jugendlichen möglicherweise erst ab Herbst. Das Versprechen Spahns und der Bundesregierung, allen ein baldiges Impfangebot machen zu können, sei angesichts der Äußerungen nach dem Impfgipfel nicht zu halten. "Diesem Problem kann man jetzt nicht begegnen, indem man sich einfach hinstellt und sagt, dann lassen wir es halt." Stattdessen brauche es einen Plan der Bundesregierung für den Herbst. Kinder mit Vorerkrankungen, die ein Risiko für schwere Krankheitsverläufe hätten, müssten sehr schnell ein Impfangebot bekommen.
Göring-Eckardt distanzierte sich von der Ständigen Impfkommission (STIKO), die voraussichtlich keine allgemeine Impfempfehlung für Kinder ab zwölf Jahren aussprechen wird. Wenn man annehme, dass sie nicht schwer an Covid-19 erkrankten, müsse man genauso mit einbeziehen, dass es auch bei ihnen Langzeitfolgen gebe. "Das sind dann Folgen, die zum Teil für das ganze Leben zu Beeinträchtigungen führen - und das sollten wir tatsächlich nicht riskieren." Sie hoffe, dass die STIKO alle Studien und Daten auf dem Tisch habe, die es für eine solche Entscheidung brauche.
Im ntv-Interview sprach die Grünen-Fraktionsvorsitzende auch über die Frage, ob Kinderrechte ins Grundgesetz aufgenommen werden müssten. Die Grünen seien gerne dabei, wenn im Grundgesetz widergespiegelt werde, dass die Interessen von Kindern und Jugendlichen Priorität hätten. Als Beispiel nannte Göring-Eckardt die Stadtplanung: Es könne nicht sein, dass Autos Vorrang hätten und Kinder drinnen bleiben müssten. Man sei weiterhin in Verhandlungen mit der Bundesregierung, deren momentane Position führe aber eher zu Verschlechterungen der Situation. "Es muss eine echte Verbesserung für die Kinder dabei rauskommen. Ansonsten muss man das nach der Bundestagswahl machen."
Quelle: ntv.de, psc
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