Warum Aromen dick machen und Verhaltensstörungen auslösen können

  04 Juni 2021    Gelesen: 692
Warum Aromen dick machen und Verhaltensstörungen auslösen können

Können künstliche Aromen uns dick und krank machen? Ja, sagen Forscher. Denn Zusatzstoffe im Essen manipulieren nicht nur den Geschmack, sondern auch unser Gehirn. Mit fatalen Folgen, die sich beispielsweise durch Verhaltensstörungen äußern.

Stellen Sie sich vor, in Ihrem Körper befände sich ein Fremdstoff, der unbemerkt ins Gehirn eindringt, dort Ihr Essverhalten und Ihren Stoffwechsel manipuliert – und Ihren Körper auf Dicksein oder sogar das Gehirn auf Verhaltensstörungen programmiert. Erschreckend! Und doch passiert es täglich – auch Ihnen! Hinter dem Fremdkörper stecken bestimmte Aromastoffe und Geschmacksverstärker, von denen jährlich 250 000 Tonnen in europäischen Lebensmitteln verarbeitet werden.

Wie das funktioniert? Geschmack ist viel mehr als nur die Unterscheidung von „lecker“ und „nicht lecker“, sondern für Körper und Gehirn vor allem eines: Information. In Sekundenbruchteilen entscheidet das Gehirn anhand der Geschmacksinformation, ob ein Lebensmittel essbar (süß, salzig, umami) oder giftig (sauer, bitter) ist. Gibt es dann den Befehl zum Schlucken, bereitet es gleichzeitig den Stoffwechsel auf die aufgenommene Nahrung vor: Welche Enzyme er benötigen wird und welche Hormone ausgeschüttet werden müssen, um das Essen richtig zu verarbeiten.

 Wie falsche Geschmacksinformationen Verhaltensstörungen verursachen
Genau hier liegt die Gefahr von künstlichen Aromastoffen und Geschmacksverstärkern: Durch sie kann Nahrung heutzutage beliebig mit gefälschten Informationen aufgeladen werden und so im schlimmsten Fall sogar Verhaltensstörungen auslösen. Etwa jedes zweite Produkt, das in Deutschland verzehrt wird, ist geschmackstechnisch von sogenannten Flavoristen in den Lebensmittelkonzernen manipuliert worden. Damit die Lebensmittel schmackhafter werden – und sich besser verkaufen. Die Folge: „Werden die Geschmacksinformationen künstlich hergestellt oder verfremdet, kann es zu Fehlern im Gehirn kommen“, warnt der Hirnforscher Prof. Dr. Achim Peters. „Die Falschsignale aus der Nahrung können die Programme zur Nahrungserkennung und Energieverteilung unseres Gehirns verändern.“ Derartige Falschsignale verändern unsere „Software“, ohne dass dies zunächst auffällt. Langfristig aber können die Fehlinformationen unter anderem Verhaltensstörungen wie ADHS oder auch kognitive Krankheiten wie Alzheimer auslösen. Ein weiterer, bislang stark unterschätzter Effekt: Die Stoffe können uns unbemerkt auf Dicksein programmieren. Indem sie unseren Energiehaushalt manipulieren, regen sie uns dazu an, viel mehr zu essen, als Körper und Gehirn eigentlich benötigen – und wir nehmen immer weiter zu.

Kalorienfreie Süße, die unsere Fettdepots wachsen lässt

Bestes Beispiel: der Süßstoff Aspartam. Nehmen wir statt normalem Zucker den künstlichen Süßstoff zu uns, verwirren wir unser Gehirn. Die Geschmacksknospen haben ihm das Signal „süß“ weitergeleitet, doch nach zehn Minuten stellt es fest: Es kommt nicht die erwartete Glucose an, sondern Chemie. Daraufhin fordert es die Energie ein, um die es betrogen wurde. „Wenn wir unser Gehirn mehrfach durch Süßstoffe getäuscht haben, reagiert es gereizt und ruft den Energienotstand aus – der führt dann zum Plan B. Und Plan B heißt: mehr essen“, erklärt Professor Peters. Heißhungerattacken führen nun dazu, dass wir dicker werden und noch mehr Süßstoffe konsumieren, weil wir glauben, damit unser Gewicht in den Griff zu bekommen. Ein Teufelskreis beginnt. Kein Wunder, dass der Süßstoff in der Schweinezucht als Mastmittel eingesetzt wird. Professor Peters rät: „Vorsicht mit Süßstoffen! Je kürzer wir ihnen ausgesetzt sind im Leben, desto größer ist die Chance, dass sich unser Stoffwechselprogramm wieder erholt.“

So wie Aspartam programmieren noch weitere Aromastoffe und Geschmacksverstärker den Stoffwechsel um. Oder sie wirken auf biochemischer Ebene, wo sie langfristig Nerven zerstören oder Organe schädigen können.

 Das Geheimnis guten Geschmacks: Er lässt sich trainieren

Dr. Harald Hahn, Aromaexperte und Lebensmittelchemiker, weist auf ein weiteres Problem mit den Zusatzstoffen hin: „Durch die vielen Aromastoffe stumpfen unsere Geschmacksnerven ab, wir brauchen immer intensivere Geschmackseindrücke. Damit geht leider das Unterscheidungsvermögen zurück.“ Die gute Nachricht: Das Schmecken lässt sich schulen. In Frankreich trainieren zum Beispiel bereits Vorschulkinder in sogenannten „Classes du Goût“, in per Lehrplan vorgesehenen Geschmackskursen, ihre Geschmacksnerven und Genussfähigkeit. Da verwundert es nicht, dass die Franzosen für ihren feinen Gaumen berühmt sind. Jedem kann es gelingen, zu einem ursprünglichen, natürlichen Geschmacksempfinden zurückzufinden. Wenn wir bewusst alle unnatürlichen Aromen reduzieren, programmieren wir schon nach einigen Mahlzeiten das Geschmacksgedächtnis um: Plötzlich kommen uns stark verarbeitete Lebensmittel viel zu salzig vor oder wir bemerken den unangenehmen Beigeschmack von Süßstoff. Auf diese Weise lässt auch die Entwicklung möglicher Verhaltensstörungen wie ADHS verhindern.


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