England träumt nach “Wunder von Berlin“
Mit druckvollem Offensivspiel drehte England erstmals seit 1976 wieder einen 0:2-Rückstand in einen Sieg. Nach dem schmachvollen Vorrunden-Aus bei der WM 2014 hatte Hodgson noch für etwas mitleidiges Schmunzeln in der Fußball-Welt gesorgt, als er seinem jungen Team eine "leuchtende Zukunft" prophezeite. Doch inzwischen sprechen einige Beobachtungen doch dafür, dass dieses englische Team schon beim Kontinentalturnier diesen Sommer in Frankreich womöglich für Furore sorgen kann.
STÜRMER: Harry Kane (21 Saisontreffer) und Jamie Vardy (19) sind die besten Stürmer der Premier League - und stellten nun unter Beweis, dass sie sogar zusammen im Angriffszentrum funktionieren können. Kanes feine Drehung beim Anschlusstreffer vor der Einwechslung Vardys erinnerte die begeisterte englische Presse an die Technik von Johan Cruyff. "Das ist inzwischen schon normal für Harry, er hat die Standards sehr hoch gesetzt", sagte Tottenham-Teamkollege Danny Rose. Und Vardy legte drei Minuten nach seiner Einwechslung per Hackentrick mit einem noch sehenswerteren Treffer nach. Der 29-Jährige, der erst vor knapp einem Jahr sein Nationalteam-Debüt gab, ist der erste Three-Lions-Torschütze von Leicester City seit Lineker 1985.
TOTTENHAM-BLOCK: Neben Kane und Rose standen im Siegtorschützen Eric Dier und dem überragenden Dele Alli noch zwei weitere Profis vom Überraschungs-Zweiten der heimischen Liga in der Startelf. Das aktuelle Selbstbewusstsein ist dem kleinen Spurs-Block dabei deutlich anzumerken. "Es gibt keinen Grund, warum wir nicht jedes Team schlagen sollten", erklärte Kane.
Es gibt aber auch noch einige Stolpersteine auf dem Weg zur Euro:
ROONEY-FALLE: Der Höhenflug im Angriff wird für Hodgson zum Dilemma. Die Frage, ob Wayne Rooney bei der EM starten sollte, dürfte die öffentliche Debatte für die nächsten Monate bestimmen. "Es sieht so aus, als würde Roys größte Herausforderung, einen Weg zu finden, einen fitten Rooney nicht auszuwählen", schrieb ein Reporter des "Telegraph". "Viel Glück dabei."
ABWEHR: Im Gegensatz zur Offensive fiel die Verteidigung deutlich ab. Gerade dem Innenverteidiger-Pärchen aus Chris Smalling und Ersatz-Kapitän Gary Cahill fehlte die Abstimmung. Am Dienstag trifft England im Wembley-Stadion auf die Niederlande und will nach den Erfolgen über Frankreich (2:0) und Deutschland den dritten Klassiker-Sieg nacheinander. "Es ist wichtig, dass wir in diesem Moment bescheiden bleiben", warnte Coach Hodgson aber vor allzu viel Euphorie.