Die Stimmung bei Sanders und seinen Unterstützern ist kämpferisch. Viele hatten den Senator aus Vermont schon abgeschrieben und Hillary Clinton zur vorläufigen Siegerin und demokratischen Präsidentschaftskandidatin erklärt, aber Sanders hat sich zurückgemeldet. Am Osterwochenende bejubelte er den dreifachen Erfolg in den US-Bundesstaaten Washington, Hawaii und Alaska.
Sanders hat den Rückstand auf Clinton verkürzt. Seine Anhänger schöpfen neuen Mut. Dennoch spricht nicht viel dafür, dass es bei der Entscheidung über den Präsidentschaftskandidaten der Demokraten noch einmal richtig spannend wird.
Sanders ist nicht müde, das Gegenteil zu betonen. "Die Entscheidung ist noch nicht gefallen" und "wir holen stark auf", hört man ihn häufig sagen. Die jüngsten Erfolge stützen diese Botschaft. Was soll der Senator aus Vermont auch tun? Er muss die Hoffnung auf die Restchance im eigenen Lager aufrechterhalten, den Glauben an das Märchen, alles andere wäre die vorläufige Kapitulation. Sanders Slogan "A future to believe in" ist ein bisschen zum Sinnbild des eigenen Wahlkampfes geworden.
Gute Chancen gegen Trump
Dabei ist die Geschichte von Sanders jetzt schon ein kleines Märchen. Er, der aus Brooklyn stammt und dessen Vater ein jüdischer Einwanderer aus Polen ist, hat alle überrascht. Vor Beginn der Vorwahlen hatte niemand damit gerechnet, dass der 74-Jährige Clinton ernsthaft gefährlich werden könnte. Noch im Januar lag Clinton in den landesweiten Umfragen mehr als 20 Prozent vor Sanders. Doch das Rennen wurde wesentlich knapper als erwartet. Zwischenzeitlich war die Nervosität im Umfeld der früheren First Lady groß. Sanders war plötzlich der Außenseiter, der nur gewinnen, Clinton die Favoritin, die nur verlieren konnte.
Doch inzwischen muss sich die frühere Außenministerin nicht mehr wirklich sorgen. Theoretisch kann Sanders sie noch einholen. Umfragen zufolge hätte er sogar gute Aussichten, gegen einen möglichen republikanischen Kandidaten Donald Trump zu gewinnen. Aber es ist unwahrscheinlich, dass es im November zu diesem Duell kommen wird.
Sanders gewann zwar die letzten fünf Vorwahlen seit dem 22. März, insgesamt gingen bisher immerhin 15 Bundesstaaten an ihn. Sanders ist bei Wählern unter 30 Jahren und auch im linken Demokraten-Milieu deutlich beliebter als Clinton. Doch das alles nutzt ihm nicht wirklich. Clinton hat 1243 Delegiertenstimmen geholt, er nur 975. Weil sie aber von deutlich mehr Superdelegierten unterstützt wird, liegt er insgesamt mit 1004 zu 1712 Stimmen hinten. 2382 braucht ein Bewerber bis zum Nominierungsparteitag im Juli in Pennsylvania für seine Kandidatur.
Sanders größte Probleme: Bei afroamerikanischen und hispanischen Wählern hat er keine Chance gegen Clinton. Noch dazu gewinnt er nicht in den Staaten, wo es sich wirklich lohnt. Die an Delegierten reichen Bundesstaaten wie Florida (214 Stimmen) und Texas (222) gingen an Clinton. Mit New York (247), Pennsylvania (189) und Kalifornien (475) stehen noch Vorwahlen in drei großen Staaten bevor. Mindestens zwei davon müsste Sanders gewinnen, um Boden gut zu machen. Doch Umfragen zufolge wird Clinton in allen drei Staaten gewinnen.
Bezeichnend: Bei der nächsten Vorwahl am 5. April in Wisconsin hat Sanders gute Chancen, aber dann geht es nur um 86 Delegierte. Das dürfte Sanders achtbare Bilanz weiter aufpolieren, für einen aussichtsreichen Endspurt mit Happy End aber nicht reichen.
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